Millionenentschädigung
16. Juli 2007Die Erzdiözese von Los Angeles will den Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche eine Entschädigung von mindestens 600 Millionen Dollar (435 Millionen Euro) zahlen. Nach einem Bericht der Zeitung "Los Angeles Times" kam es zu der außergerichtlichen Einigung bevor am heutigen Montag (16.7.) der erste Prozess von mehr als 500 Klägern beginnen konnte. Dem Vernehmen nach soll jeder Betroffene eine Entschädigung von durchschnittlich 1,2 bis 1,3 Millionen Dollar erhalten.
Bisher teuerste Vereinbarung
Schon in anderen Fällen von sexueller Misshandlung hat sich die katholische Kirche außergerichtlich geeinigt. Die nun erzielte Einigung mit den mehr als 500 Klägern ist allerdings die Teuerste. Die Arbeit der Kirche sei wegen der hohen Schadenssumme durchaus beeinträchtigt, im Kern aber nicht berührt, sagte ein Kirchenanwalt. Der Kardinal von Los Angeles, Roger Mohony, entschuldigte sich öffentlich bei den Opfern. Er wünschte, er könnte ihnen ihre Unbefangenheit zurückgeben, auch wenn er wisse, dass dies unmöglich sei. Auch die nunmehr vereinbarte finanzielle Entschädigung könne dies letztlich nicht aufwiegen.
Die sexuellen Übergriffe gegenüber Kindern, die nun entschädigt werden, datieren teilweise bis in die 1940er-Jahre zurück. "Einige der Opfer haben mehr als fünf Jahrzehnte auf eine Entschädigung warten müssen", sagte ein Anwalt der "Los Angeles Times". Der Vereinbarung zufolge sollen auch vertrauliche Dokumente über die beklagten Priester freigegeben werden. Ein Anwalt sagte, dies sei von großer Bedeutung für die Opfer. Dadurch soll geklärt werden, ob die Führung der Erzdiözese von dem Missbrauch gewusst und ihn vertuscht habe.
Zwiespältige Gefühle
Mit zwiespältigen Gefühlen haben viele Katholiken in den USA die Entscheidung der Erzdiözese von Los Angeles aufgenommen, den Missbrauchsopfern eine Millionenentschädigung zu zahlen. Die 59-jährige Krankenschwester Mary Ferrell, die in den 50er-Jahren sexuell missbraucht wurde, sagte, die Höhe der Zahlungen zeige die Schuld der Kirche. Das Geld werde ihr das Leben finanziell leichter machen, aber es werde ihr Leiden und ihren Schmerz nicht lindern können.
Einige der Opfer bedauerten zugleich, dass sich Verantwortliche der Kirche nun nicht mehr den Fragen des Gerichts stellen müssen. Der Skandal um sexuelle Übergriffe katholischer Priester gegenüber Kindern kam 2002 zuerst in Boston auf. Damals wurde bekannt, dass die Kirchenführung Hinweisen auf die Verfehlungen der Priester nicht konsequent nachging, sondern sie einfach in andere Gemeinden versetzte. (le)