Migranten auf der Müllhalde
Wenige Kilometer vor der EU-Grenze, auf dem Territorium Bosnien/Herzegowinas, müssen etwa 1000 Menschen auf der ehemaligen Mülldeponie Vucjak bei Bihac unter katastrophalen Bedingungen leben. Die Welt schaut weg.
Vucjak - Eine ehemalige Mülldeponie
Am 14. Juni begannen die Ausweisungen aus der Stadt auf die zehn Kilometer entfernte Mülldeponie. Immer wieder versuchen die Männer aus Syrien, Afghanistan und Pakistan zu Fuß über die grüne EU-Grenze zu kommen. Die Polizei bringt so gut wie täglich neue Flüchtlinge.
Ein Leben in Zelten
Zweimal täglich gibt es Essen durch das Rote Kreuz Bihac. Morgens eine Scheibe Brot, nachmittags eine Suppe mit Brot. Ausreichend ist das nicht. Die großen Hilfsorganisationen wie IOM, MSF und andere waren vor Ort, um sich die Lage anzusehen und sind wieder gefahren. Niemand ist zurückgekehrt. Die Menschen werden allein gelassen.
Von der Polizei illegal abgeschoben
Frauen und Kinder sind in anderen Camps in Bihac untergebracht. Nach Vucjak werden nur Männer und Jugendliche gebracht. Der Jüngste ist erst elf Jahre alt. Diese Familie passierte das illegale Camp Vucjak auf dem Weg Richtung EU. Sie wurden von der kroatischen Polizei illegal über die Grenze nach Bosnien abgeschoben.
Katz-und-Maus-Spiel mit der kroatischen Polizei
In den Zelten schlafen die Menschen auf dem nackten Boden. Sind die Zelte voll, müssen "die Neuen" draußen auf dem Müll schlafen. Nachbarn des Grundstücks sprechen davon, dass dort Methangase aufsteigen. Wer versucht in die EU zu kommen, wird von der kroatischen Polizei zurückgeprügelt. In Bihac werden die Männer dann eingesammelt und zu Fuß nach Vucjak zurückgeschickt.
Ehrenamtliche Privatinitiative
Der deutsche Journalist Dirk Planert war bereits während des Krieges in Bihac und hat damals das Krankenhaus im eingekesselten Bihac beliefert. Er hat die Ausweisungen mitbekommen und sofort entschieden, die Menschen auf der Müllhalde nicht allein zu lassen. Aus improvisierter medizinischer Versorgung ist eine Ambulanzstation gewachsen, in der täglich bis zu 200 Menschen versorgt werden.
Medizinische Hilfe für die Migranten
Ein slowenischer Sanitätsausbilder leitet zurzeit als freiwilliger Helfer die Ambulanz. Ärzte und Krankenschwestern aus Deutschland und Österreich waren bereits für mehrere Tage in Vucjak, um Planert und sein Team zu unterstützen. In den nächsten Tagen kommen zwei Krankenschwestern aus Deutschland.
Vom Polizeihund gebissen
Patienten warten vor dem Zelt darauf, behandelt zu werden. Dieser Mann sagt, wurde beim Versuch nach Italien zu gelangen von einem slowenischen Polizeihund gebissen. Dann, erzählt er weiter, wurde er von der slowenischen an die kroatische Polizei übergeben. Die prügelte ihn zurück über die Grenze nach Bosnien. Nach EU-Gesetz hätten diese Menschen das Recht, in der EU einen Asylantrag zu stellen.
Berichte von Gewalt und Schikanen der Polizei
Dieser Mann wurde durch einen Schlagstock der kroatischen Polizei verletzt. Alle Flüchtlinge berichten von Gewalt und Schikanen. Zudem habe sie die Polizei nach Geld durchsucht. Wird Geld gefunden, stecken es sich die Polizisten selbst in die Tasche, Smartphones werden gestohlen oder zerstört. In vielen Fällen werden den Menschen die Schuhe abgenommen, bevor sie zurück abgeschoben werden.
Eine Narbe aus Pakistan
Der Mann sagt, er hätte seine Niere für 2000 Euro verkauft, um seine Frau und seine drei Kinder ernähren zu können. Einige Pakistanis erzählen von Krieg in den Grenzgebieten zu Afghanistan. Taliban und Al-Kaida morden, die US-Armee bombt mit Drohnen. Menschen fliehen. Weder Afghanistan noch Pakistan gelten in der EU als Kriegsgebiete. Die Menschen haben kaum eine Chance Asyl zu erhalten.
Im Camp Vucjak ist die Krätze ausgebrochen
Etwa 80 Prozent der Patienten in der Ambulanz haben die Krätze. Eine Behandlung dagegen ist mit Medikamenten möglich, jedoch nicht in Vucjak. Dafür müssten die Kleidung, Schlafsäcke und Decken gewaschen werden. Da es keinen Strom gibt, können keine Waschmaschinen aufgestellt werden.
Für 1000 Euro zu Fuß nach Europa
Das Smartphone ist der Kontakt zu den Familien in der Heimat und dient der Orientierung bei dem Versuch nach Europa zu gelangen. Viele haben keines mehr - die kroatische Polizei hat sie gestohlen oder zerstört. Schlepper kann sich kaum jemand leisten. Für 1000 Euro wird man zu Fuß nach Europa gebracht. Für 3000 Euro mit dem Auto. Einige Schlepper haben gute Kontakte zur kroatischen Polizei.
Vorsicht, Minen!
Im Camp Vucjak hängt eine Minenkarte. Es soll die Flüchtlinge warnen. Das nächste Minenfeld ist etwa 1000 Meter entfernt, auf der Strecke in Richtung EU. Minenräumer berichten, sie hätten bereits mehrfach beobachtet, dass Flüchtlinge direkt durch die Minenfelder gehen. Bisher ist es gut gegangen. Im Ambulanzzelt ist man darauf eingestellt, dass es passieren kann.