Michel Comte-Ausstellung: Campbell, Crawford und Co. in Berlin

Der Schweizer Michel Comte ließ sich zunächst zum Restaurator ausbilden und arbeitete in einer Kunstgalerie, ehe er die Fotografie für sich entdeckte und zu den bedeutendsten Fashion-, Society- und Mode-Fotografen aufstieg. 70 seiner Arbeiten aus den 1990er Jahren sind vom 28. Juli bis 15. September in der Berliner Galerie CWC zu sehen.

Comtes Bildästhetik war prägend für die 1990er Jahre und trug zur Ikonisierung der Supermodels um Naomi Campbell bei. Das Vertrauen zu dem Fotografen war so ausgeprägt, dass viele Prominente vor seiner Kamera die Hüllen fallen ließen, unter ihnen Lucy Liu und Helena Christensen. Das Original einer schwarz-weißen Aktaufnahme Carla Brunis erzielte bei einer Auktion über 90.000 Euro.

Die Rechte an seinen Bildern verkaufte Comte 2005 für einen Millionenbetrag. Schweizer Medien spekulierten über Geldsorgen. Mit der Vermarktung seiner Werke - hier der Star der Supermodel-Generation, Cindy Crawford - hadert der Fotokünstler seitdem. Vielleicht freut es ihn, dass der Eintritt in die Ausstellung der Berliner Galerie CWC kostenfrei ist.

Bevorzugt quartierte sich Comte für Fotosessions tagelang in einer Suite des Pariser Nobelhotels Ritz ein. Zu seinen Arbeiten habe er heute keine emotionale Bindung mehr, sagt er. Bei diesem emotionsgeladenen Foto von Gisele Bündchen, das 1999 in Cannes entstand, ist das schwer vorstellbar.

Comte fing nicht nur Models ein. Hier inszenierte er die Oscar-Preisträgerin Halle Berry 1998 in New York für die "Vogue". Er begleitete Kampagnen von Luxuslabels wie Chanel, Armani oder Dolce & Gabbana. Für das Internationale Rote Kreuz dokumentierte er später in Krisengebieten wie Afghanistan, verdingte sich aber auch im Trash-TV als Gaststar bei Heidi Klums "Germany's Next Topmodel".

"Du kannst vor jemandem stehen, der wunderschön ist, und zehn Fotos machen, die alle flach sind", sagte Comte einmal. "Aber wenn jemand Herz und Seele hat, machst Du ein Foto, das tausend Worte erzählt." Wie viele Versuche für diesen Schnappschuss von Schauspielerin Uma Thurman notwendig waren, ist nicht überliefert.

Claudia Schiffer, das deutsche Topmodel schlechthin, stand 1995 für die italienische "Vogue" vor Comtes Kamera. Er möge smarte Models, sagte der Fotograf in einem "Gala"-Interview, aber "auch dumme Models machen den Job einfacher, weil man sie besser manipulieren kann."

Mel Gibson fing Comte für die Zeitschrift "Vanity Fair" im Sportwagen ein. Comte publizierte auch in "Vogue Italia" und "Harper’s Bazaar". Aufträge für große Marken sollen ihm sechsstellige Honorare beschert haben. Als die großen Zeiten vorbei waren, fotografierte Comte auch für Möbelhäuser. Inzwischen hat er sich weitgehend ins Private zurückgezogen.

1995 stieg Robbie Williams bei "Take That" aus und siedelte in die USA über. Für das "Interview"-Magazin setzte Michel Comte ihn 1999 in L.A. in Szene. Der ausgeprägte Starrummel widere ihn an, sagte er später, weshalb sich Comte seiner Leidenschaft hingab: der Naturfotografie. Außerdem drehte er Filme, im Frühjahr 2018 inszenierte er "Don Giovanni" in Parma - mit Iggy Pop in der Hauptrolle.