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Menschenrechtler werfen russischen Machtorganen Genozid am tschetschenischen Volk vor

6. Juni 2002

– Föderale Machtorgane mit Faschisten verglichen

https://p.dw.com/p/2ORF

Köln, 5.6.2002, DW-radio / Russisch

Am Mittwoch (5.6.) hat die Menschenrechtsorganisation "Memorial" einen umfangreichen Bericht "Über die Lage der Einwohner Tschetscheniens, die gezwungen waren, ihr Territorium zu verlassen, in Russland" veröffentlicht. Nach Ansicht der Menschenrechtler begehen die russischen Machthaber mit Duldung der internationalen Gemeinschaft Genozid am tschetschenischen Volk. Bei der Vorstellung des Berichtes in Moskau war unser Korrespondent Anatolij Dazenko anwesend:

Der fast hundertseitige Bericht ist in sieben Kapitel aufgeteilt, dazu kommen noch 17 Anlagen, die Zeugenaussagen und Beweismaterial enthalten. "Allein seit Dezember 1999", heißt es im Bericht, "haben über eine halbe Million Menschen Tschetschenien verlassen, die auf Rettung hofften, als Ergebnis jedoch in den meisten Regionen Russlands aus dem Rechtsraum herausfielen. In Tschetschenien wurden sie ermordet, ausgeraubt und gefoltert, in der Verbannung bekommen sie von den Machtorganen Russlands fast keine Hilfe und werden stark diskriminiert." Die Lage des tschetschenischen Volkes in Russland bezeichnen die Menschenrechtler als Zustand, der mit dem Leben nicht vereinbar sei.

"Wieso wollen die Menschen nicht nach Tschetschenien gehen? Ungeachtet der Tatsache, dass dort Kindergeld, Renten und ab und zu sogar Gehälter ausgezahlt werden, wollen die Leute nicht dorthin zurückkehren. Der Grund ist ganz einfach – das Leben ist dem Menschen teurer, und dort ist das Leben nicht garantiert".

Ein Einwohner des Gebietes Twer, ein Flüchtling aus Tschetschenien, Saidow – ehemaliger Vertreter der Regierung Russlands in Tschetschenien - fügt hinzu: "Jeder Tschetschene, der heute in Russland lebt, wird hier verfolgt, von Tschetschenien ganz zu schweigen. Wir denken nicht an die Rückkehr, da das noch nicht das Ende ist. Ähnliche Versicherungen haben wir mehrmals gehört."

"Russland ist zum Faschismus bereit. Die föderalen Machtorgane rechnen mit den Tschetschenen ebenso ab, wie die Faschisten seinerzeit Juden und Zigeuner vernichteten", warnen russische Menschenrechtler. (lr)