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KriminalitätEcuador

Mehrere Geiselnahmen in Gefängnissen Ecuadors

1. September 2023

Nur wenige Wochen nach der Ermordnung des Präsidentschaftskandidaten Villavicencio zeigt das organisierte Verbrechen in dem Andenstaat erneut seine Macht. Die reicht bis hinter die Gitter der Haftanstalten.

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Bewaffnete Soldaten mit Schutzausrüstung
Soldaten vor einer Jugendstrafanstalt im Norden QuitosBild: Rodrigo Buendia/AFP/Getty Images

In sechs Gefängnissen in Ecuador haben Häftlinge 50 Gefängniswärter und sieben Polizisten in ihre Gewalt gebracht. "Wir machen uns Sorgen um die Sicherheit unserer Beamten", sagte der ecuadorianische Innenminister Juan Zapata auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Quito. Zapata hatte zunächst erklärt, alle 57 Geiseln würden in einem Gefängnis in der Stadt Cuenca im Süden Ecuadors festgehalten. Später teilte die Strafvollzugsbehörde SNAI mit, es seien sechs verschiedene Justizvollzugsanstalten betroffen.

Die Geiselnahmen ereigneten sich, einen Tag nachdem Hunderte Sicherheitskräfte in einem Großeinsatz eines der größten Gefängnisse des Landes in der Andenstadt Latacunga im Süden Ecuadors nach Waffen, Munition und Sprengstoff durchsucht hatten. Auch hier waren die Behördenmitteilungen widersprüchlich: Die SNAI erklärte zunächst, die Geiselnahmen seien eine Vergeltungsmaßnahme für diesen Einsatz.

Protest gegen die Verlegung von Häftlingen?

Später hieß es jedoch, es handele sich um einen Protest gegen die Verlegung von Insassen in andere Gefängnisse. Sicherheitsminister Wagner Bravo sagte dem Radiosender Fmundo, mehrere Personen, die verlegt worden seien, gälten als Verdächtige im Mordfall Fernando Villavicencio. Kurz vor der Parlamentswahl im August war der Präsidentschaftskandidat einem Anschlag zum Opfer gefallen. Er hatte zuvor hohe staatliche Funktionsträger beschuldigt, mit Drogenkartellen zusammenzuarbeiten.

Soldaten inspizieren den Tatort, wo ein ausgebranntes Fahrzeug steht
Am Mittwoch und Donnerstag waren in Quito zwei Autobomben explodiertBild: Carlos Noriega/AP Photo/picture alliance

Am Mittwoch und Donnerstag waren in der der Hauptstadt Quito in der Nähe eines früheren Büros der SNAI und dicht bei deren gegenwärtigem Sitz zwei Autobomben explodiert. Es gab keine Verletzen.

Ausnahmezustand hinter Gittern

Angesichts blutiger Fehden zwischen kriminellen Organisationen mit Verbindungen zu Drogenkartellen in Mexiko und Kolumbien hatte Staatschef Guillermo Lasso Ende Juli für 60 Tage den Ausnahmezustand für die Haftanstalten des Landes verhängt, so dass dort auch Soldaten zur Überwachung eingesetzt werden können.

Innenminister Juan Zapata sitzt mit uniformierten Personen an einem Tisch
"Sorgen um die Sicherheit unserer Beamten": Innenminister Juan Zapata vor der PresseBild: Ecuador's Interior Ministry/AFP

In den Strafvollzugsanstalten Ecuadors kommt es häufig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Banden. Seit 2021 sind in ecuadorianischen Gefängnissen rund 430 Häftlinge getötet worden.

jj/fab (afp, rtr, ap)