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Mehr als nur ein Konzert in München

12. Oktober 2015

Jede Menge Musik und ein klares politisches Statement für eine Willkommenskultur: Mit einem Konzert vor 24.000 Menschen haben deutsche Topstars Flüchtlingshelfern für ihren Einsatz gedankt und Asylsuchende begrüßt.

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Open-Air-Konzert "WIR. Stimmen für geflüchtete Menschen" (Foto: dpa)
Dank an die Flüchtlingshelfer: Die "Donots" beim großen Open-Air-Konzert in MünchenBild: picture-alliance/dpa

"WIR. Stimmen für geflüchtete Menschen" lautete das Motto des großen Open-Air-Konzerts auf dem Königsplatz in München. Und der war so voll, dass die Veranstaltung erst mit Verspätung beginnen konnte. Knapp 24.000 Menschen hatten sich die kostenlosen Tickets gesichert.

Mit ihrem Auftritt dankten hochkarätige Künstler und Bands wie Sportfreunde Stiller, Fettes Brot, Judith Holofernes, The Notwist, Herbert Grönemeyer, Wanda, Blumentopf, Donots, Comedian Michael Mittermeier, Moderator Joko Winterscheidt und andere den Münchnern für ihre große Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen.

"Bange machen gilt nicht"

Die Stadt München hatte im September einen beispiellosen Ansturm von Flüchtlingen erlebt, die vor allem am Hauptbahnhof ankamen und von dort auf Unterkünfte verteilt wurden. Hunderte Freiwillige standen rund um die Uhr bereit, um die Menschen mit Decken, Wasser und Lebensmitteln zu versorgen. Auch im restlichen Bayern waren unzählige Ehrenamtliche pausenlos im Einsatz.

Judith Holofernes beim Münchener Benefiz Konzert "WIR.Stimmen für geflüchtete Menschen" (Foto: dpa)
Judith Holofernes schrieb einen neuen Song für FlüchtlingeBild: picture-alliance/dpa/M. Müller

Alle Künstler auf dem Königsplatz traten ohne Gage auf - aber mit einer klaren politischen Botschaft: Flüchtlinge sollen auch weiterhin willkommen sein in Deutschland. Diese wurde gleich zu Beginn des Konzertes klar. Mit ihrem neuen Titel "Mia san ned nur mia" (Wir sind nicht nur wir) eröffnete die Band Dreiviertelblut das Danke-Konzert und wurde dabei von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter auf der Gitarre begleitet.

"Ein ganz herzliches Willkommen hier, ich finde es begeisternd, dass ihr alle heute hergekommen seid", rief Reiter den Zuhörern zu. Seine Bitte an die freiwilligen Helfer: sie mögen trotz Drohgebärden der Politik weiter machen. "Lasst euch nicht irritieren. (..) Bange machen gilt nicht!" sagte Reiter und weiter: "Lasst uns alle, die Horrorszenarien zeichnen, Lügen strafen." An die Flüchtlinge gerichtet sagte der Oberbürgermeister: "Ich bin glücklich, Euch hier zu sehen, sicher und in Freiheit, willkommen in München."

Grönemeyer warnt Seehofer vor Panikmache

Indirekt galten die Worte von SPD-Mann Reiter auch dem CSU-Landesvater Horst Seehofer, der sich für eine Begrenzung des Flüchtlings-Zuzugs stark macht. Ließ der Münchner Oberbürgermeister den Ministerpräsidenten noch unerwähnt, sprach ihn Liedermacher Herbert Grönemeyer direkt an.

Herbert Grönemeyer auf dem Konzert für Flüchtlingshelfer in München (Foto: dpa)
Herbert Grönemeyer erinnerte die CSU an ihr Herz für Flüchtlinge

Er hielt auf der Bühne ein Wahlplakat der CSU von 1946 hoch, worauf sich die Partei zur Fürsprecherin aller Flüchtlinge macht. Daran werde man die CSU erinnern, so Grönemeyer. Und in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" warnte der 59-Jährige vor dem Schüren von Ängsten in der Flüchtlingsdebatte. Gerichtet an Seehofer sagte Grönemeyer: "Er muss aufpassen, dass er die Leidenschaft der vielen Menschen, die sich engagieren, nicht mit brandstiftenden Sätzen untergräbt und gleichzeitig den rechten gefährlichen Brandsatzlegern nach dem Mund redet."

"Kein Zaun auf dieser Welt hält das Leben auf!"

Ob als Songs oder Prosa - politische Statements gab es viele an diesem Abend auf dem Münchner Königsplatz. Comedian Mittermeier erinnerte an das letzte Treffen der großen Industrie-Nationen und kritisiert: "Beim letzten G7-Gipfel waren Flüchtlinge nicht wirklich ein großes Thema".

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (r) mit Rüde (l) und Peter (M) von der Band "Sportfreunde Stiller" bei einer Pressekonferenz (Foto: dpa)
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (r) gibt mit den "Sportfreunden Stiller" die Pläne für das Konzert bekannt.Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

Initiiert hatten das Konzert die Stadt München, die einen Zuschuss von 150.000 Euro zur Verfügung stellte, und die Initiative "Bellevue di Monaco", ein Bündnis aus Flüchtlingsunterstützern, Juristen, Sozialarbeitern, Kulturschaffenden und Politaktivisten."In ganz Europa zeigen Menschen durch unkomplizierte, schnelle und großherzige Hilfe eine gelebte Willkommenskultur. Kein Zaun auf dieser Welt hält das Leben auf!", heißt es auf der Seite der Organisation.

cw/ml (dpa, sueddeutsche.de)