Sprung nach Hollywood: der Regisseur Dennis Gansel
24. August 2016Populäre US-Stars, aufregende Schauplätze, eine Actionhandlung, die sich gewaschen hat, ein Held mit dunklen Seiten, der geläutert scheint und alles dran setzt seine Freundin aus den Klauen eines Bösewichts zu retten: Der Film "Mechanic: Resurrection" hat alles, was zu einem typischen Hollywood-Actionfilm gehört. Auch erinnert er mit seinem rastlosen Hin- und Her von einem exotischen Schauplatz zum nächsten an James Bond - eine Assoziation, die von den Produzenten des Films wohl auch so geplant war.
Hollywood lockt nach wie vor
Regie bei dieser 40-Millionen-US-Dollar-Produktion (die auch mit französischem Geld entstand) und die jetzt weltweit in den Kinos startet, führte der 1973 in Hannover geborene Dennis Gansel. Dass mit Gansel nun ein weiterer junger Deutscher sein Glück in Hollywood versucht, ist ein Zeichen für die nach wie vor große Anziehungskraft, die die Filmmetropole auf Regisseure aus aller Welt ausübt. Die Zahl der Filmemacher aus dem deutschsprachigen Raum, die im Laufe der Filmgeschichte freiwillig (oder unfreiwillig: vor allem auf der Flucht vor den Nazis) nach Hollywood emigrierte, ist gewaltig.
Nicht alle wurden glücklich an der amerikanischen Westküste. Viele, vor allem künstlerisch sensible Charaktere, kehrten Hollywood wieder den Rücken. Andere konnten sich etablieren, sind bis heute erfolgreich, wie Roland Emmerich. Dass ausgerechnet Gansel nun sein Glück in den USA versucht, erstaunt nicht weiter. Der Absolvent der Münchner Filmhochschule hat bisher sechs Spielfilme in Deutschland gedreht. Er hat sich dabei erfolgreich in verschiedenen Genres ausprobiert und ihn als sehr talentierten Genre-Regisseur einzuordnen, ist bestimmt nicht falsch.
Talent in vielen Genres: Dennis Gansel
Sein Debüt, das 1999 noch fürs Fernsehen entstand, war der rasant inszenierte Polizei-Terroristen-Thriller "Das Phantom". Anschließend folgten: 2001, die an den Kinokassen immens erfolgreiche Teenie-Komödie "Mädchen, Mädchen" und drei Jahre später ein Film mit Nazi-Thematik: "Napola - Elite für den Führer". 2008 war das Schuldrama "Die Welle" ebenfalls erfolgreich. Und auch wenn Gansel mit dem 2010 entstandenen Vampir-Film "Wir sind die Nacht" an den Kassen scheiterte, zeigte er doch, dass er auch im populären Horrorfilmgenre Erstaunliches zu leisten verstand.
"Die vierte Macht" war schließlich 2010 eine Mischung aus Presse- und Politthriller, angesiedelt in Moskau mit überaus aktueller Thematik: Terrorismus und Ost- West-Konflikt. Doch Gansel hatte spätestens bei diesem Projekt Schwierigkeiten den Film auch zu finanzieren. Unterhaltungsware, Genrefilm, Actionplot - das sind nicht gerade die Dinge, die deutsche Fördergremien bevorzugen.
Schauplätze wie bei James Bond: "Mechanic: Resurrection"
So war es nicht verwunderlich, dass sich Dennis Gansel, dessen handwerkliche Qualitäten beim Regieführen außer Frage stehen, nach anderen Arbeitsmöglichkeiten umschaute. 2014 begannen dann die aufwendigen Dreharbeiten für "Mechanic: Resurrection" - in Thailand, Brasilien, Australien und Bulgarien. Verpflichtet wurden neben den beiden Hauptdarstellern Jason Statham und Jessica Alba auch Stars wie Tommy Lee Jones und Michelle Yeoh. "Mechanic: Resurrection" feierte am 22. August in Los Angeles Premiere und startet nun weltweit in den Kinos (u.a. in Deutschland am 25.8., in den USA ein Tag später).
Doch Dennis Gansel, der vor kurzem seine Freundin Ann-Kristin geheiratet hat, will sich zunächst nicht dauerhaft in den USA niederlassen. Ein weiteres Spielfilm-Projekt, ein Politthriller, der in der EU-Hauptstadt Brüssel spielt, ist bereits fest eingeplant. Desweiteren Gansels Teilnahme an dem Gemeinschaftsprojekt "Berlin, I Love you", das der Deutsche zusammen mit Regisseuren und Künstlern wie Oren Moverman, Marjane Satrapi, Giuseppe Tornatore oder Ai Weiwei inszeniert.
Vorlage von Michael Ende
Außerdem bereits fest terminiert ist ein Familien-Fantasy-Film nach einer berühmten literarischen Kinderbuch-Vorlage: "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" - mit Shirley MacLaine in der Hauptrolle. Der Puppenkisten-Klassiker wird ab Oktober gedreht - in Berlin und München. Hollywood wird dann bestimmt wieder rufen.