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Mazedoniens Ex-Innenminister nach Kroatien geflüchtet

10. Mai 2004

– Er ist Hauptverdächtiger für Mord an sechs Pakistanern und einem Inder

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Bonn, 10.5.2004, DW-RADIO / Mazedonisch, Zoran Jordanovski

Mazedoniens Ex-Innenminister Ljube Boskovski ist aus dem Lande geflohen, offenbar nach Kroatien. Damit vermied er - wenigstens vorerst - seine Verhaftung. Vorerst, weil Mazedonien einen Haftbefehl erlassen und zu Interpol weitergeleitet hat.

Schon seit Monaten kursierten in der Hauptstadt Skopje Gerüchte, dass auch das Internationale Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag Boskovski im Visier hat. Das Ministerium, in dem er einmal Chef war, beschuldigt ihn als Hauptverantwortlichen für den Tod von sechs Pakistanern und einem Inder im Jahr 2002 - islamische Terroristen, wie Boskovski immer noch behauptet, wirtschaftliche Emigranten nach dem Ergebnis einer internen Untersuchung der neuen mazedonischen Regierung. Damals ließ sich Boskovski für einen "Erfolg im Kampf gegen den internationalen Terrorismus" feiern: Die angeblichen Terroristen sollten Anschläge gegen die Botschaften der westlichen Länder in Skopje geplant haben und der energische Einsatz der Polizei soll es verhindert haben.

Die erhoffte Reaktion blieb aus - statt Lob wurde mitgeteilt, dass es keinerlei geheimdienstliche Hinweise auf mögliche Terror-Attacken gegen die westlichen Vertretungen in Mazedonien gab. Man bezweifelte einfach die Richtigkeit der offiziellen Version der Ereignisse. War das eine kaltblütige Liquidierung unschuldiger Menschen, nur um einen positiven Punkt als Mitglied der internationalen Antiterror-Koalition zu machen? (...)

Aus den Reihen der VMRO-DPMNE wird behauptet, mit dem Fall Boskovski und der gleichzeitigen Verhaftung eines Staatssekretärs des Verteidigungsministeriums wolle man die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von dem Wahlbetrug bei den Präsidentschaftswahlen ablenken.

Ljube Boskovski, für viele Mazedonier ein Held des Krieges 2001, der sich selbst gerne als Patriot bezeichnet, floh weniger heldenhaft nach Kroatien. Dort hatte der diplomierte Jurist zuvor 20 Jahre lang gelebt, war Hotelier bei Porec gewesen, und von dort aus kam er in die mazedonische Heimat zurück, um direkt das Minister-Amt zu übernehmen. Seine politische Karriere war kometenhaft: Vor sechs Jahren plötzlich stieg der bis dahin in Mazedonien völlig unbekannte Politiker in den politischen Himmel auf, jetzt ist sein Stern im Fallen.

Mit Boskovski hat Kroatien womöglich ein Problem bekommen. Er ist, durch die kroatische Staatsbürgerschaft, vor dem Zugriff der mazedonischen Behörden geschützt. Vesna Dobranic, Sprecherin des kroatischen Justiz-Ministeriums, sagte der Deutschen Welle:

"Das Interpol-Büro in Zagreb hat die mazedonischen Behörden benachrichtigt, dass Boskovski die kroatische Staatsbürgerschaft hat und dass eine Auslieferung nicht möglich ist, weil das verfassungswidrig ist."

Je nach Beweislage könnte er aber auch in Kroatien vor Gericht gestellt werden. (fp)