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Maul- und Klauenseuche: Todesurteil für ganze Tierherden

13. Januar 2025

In Deutschland ist die Maul- und Klauenseuche erstmals wieder aufgetreten. Das Virus ist hochansteckend, infizierte Tiere werden getötet. Ständige Gefahr droht aus Ländern, in denen das Virus endemisch ist.

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Deutschland | Ausbruch der Maul- und Klauenseuche
Ist auch nur ein Tier mit der Maul- und Klauenseuche infiziert, wird die ganze Herde getötet.Bild: ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images

Deutschland galt seit 1988 als frei von der Maul- und Klauenseuche (MKS). Doch nun ist das Virus in einer Herde Wasserbüffel in Brandenburg ausgebrochen. Laut der örtlichen Behörden waren zum Zeitpunkt des Nachweises bereits drei Tiere gestorben, der Rest der Herde sei getötet worden.

Südkorea hat bereits auf den aktuellen Ausbruch reagiert und die Einfuhr von Schweinefleisch aus Deutschland verboten. Laut Agenturmeldungen teilte das Landwirtschaftsministerium in Seoul mit, es stehe für rund 360 Tonnen deutsches Schweinefleisch eine Quarantäneuntersuchung bevor.

Was ist die Maul- und Klauenseuche?

Die MKS ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem Paarhufer befällt. Dazu gehören Haus- und Wildschweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Büffel und Wildwiederkäuer wie Rehe oder Damwild. Aber auch Giraffen, Kamele, Flusspferde und Elefanten können sich ebenfalls anstecken und erkranken.

Die MKS wird durch Viren der Gattung Aphthovirus übertragen. Die lassen sich in sieben Untergruppen, sogenannte Serotypen, unterscheiden. Die Serotypen gliedern sich wiederum in verschiedene Untergruppen auf.

Erkrankte Tiere bekommen mit Flüssigkeit gefüllte Blasen an Maul, Klauen und Zitzen. Platzen die Blasen auf, können die Viren weitere Tiere infizieren. Die Seuche überträgt sich aber auch durch die Atemluft, Dung, Milch und Speichel von erkrankten auf noch nicht infizierte Tiere.

Eine indirekte Übertragung durch kontaminierte Gegenstände wie Tiertransporter oder Kleidung ist ebenfalls möglich.

Was sind Zoonosen?

MKS wird häufig mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit verwechselt, die zu ähnlichen Symptomen führt und vor allem bei Kleinkindern vorkommt. Das Robert Koch-Institut weist darauf hin, dass die beiden Krankheiten nichts miteinander zu tun haben. Der Hand-Fuß-Mund-Erreger kommt ausschließlich bei Menschen vor.

Wie gefährlich ist MKS für Menschen und Tiere?

Hohes Fieber, Apathie und Appetitlosigkeit – nach einer Inkubationszeit von zwei bis sieben Tagen zeigen Milchkühe häufig die schwersten Krankheitssymptome.

Laut Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, verläuft die Erkrankung bei erwachsenen Tieren meist nicht tödlich. Die Tiere sind jedoch lange krank und geben deutlich weniger Milch. Bei Jungtieren kann das Virus den Herzmuskel schädigen.

Während MKS für Tiere lebensbedrohlich sein kann, verläuft sie bei Menschen mild: Leichtes Fieber und Bläschenbildung an Mund, Fingern und Zehen, die innerhalb weniger Tage abheilen. Menschen stecken sich nur in sehr seltenen Fällen und bei intensivem Kontakt mit erkrankten Tieren an. Trotz dieser einzelnen Übertragungen, gilt MKS nicht als klassische Zoonose, sondern als reine Tierseuche.

Bisher ist keine Übertragung durch Lebensmittel oder eine Ansteckung von Mensch zu Mensch bekannt. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung mahnt dennoch zur Vorsicht: In Rohmilch oder ungenügend erhitzter Milch, sowie Gefrier- und Pökelfleisch vom Schwein kann das Virus monatelang infektiös bleiben.

Rohmilch kann eine Reihe infektiöser Erreger übertragen, darunter die Vogelgrippe.

Wie verbreitet ist die Maul- und Klauenseuche?

MKS ist weltweit verbreitet. In Teilen Afrikas, Asiens und dem Mittleren Osten ist die Seuche endemisch. Laut Friedrich-Loeffler-Institut stellen illegal eingeführte Lebensmittel aus den betroffenen Ländern eine ständige Bedrohung für Europa dar. Das Verfüttern von Speiseresten, beispielsweise an Schweine, ist daher streng verboten.

Eine Missachtung dieses Verbots führte 2001 zu einem verheerenden Ausbruch der MKS in Großbritannien. Sechs Millionen Tiere wurden damals getötet, um die Seuche einzudämmen. In der EU trat die MKS zuletzt 2011 in Bulgarien auf.

Wie kann MKS behandelt werden?

Bis 1991 war es in der EU Pflicht, Rinder gegen MKS zu impfen. Allerdings können auch geimpfte Tiere das Virus in sich tragen und über Jahre ausscheiden. Deshalb wurde die Impfung in der EU verboten. Auch andere Therapiemaßnahmen sind nicht erlaubt.

Ist in einem Betrieb auch nur ein Tier erkrankt, werden alle Tiere getötet, um die Verbreitung des Virus zu stoppen. Ställe und Transporter müssen aufwendig desinfiziert werden, weil das Virus extrem widerstandsfähig ist und monatelang auf Böden, Gegenständen oder im Stroh infektiös bleiben kann.

Julia Vergin
Julia Vergin Teamleiterin in der Wissenschaftsredaktion mit besonderem Interesse für Psychologie und Gesundheit.