Elektromobilität
21. April 2010Alle reden vom Elektroauto. In der Messehalle 27 in Hannover kann man jede Menge davon sehen. Mit ein bisschen Geduld ist sogar eine Proberunde in einem Elektroflitzer möglich. Roboter und Maschinen hingegen: Fehlanzeige. Die Frage also: Was machen die ganzen Elektroautos auf einer Industriemesse? Machen die Maschinenbauer den Autoherstellern jetzt Konkurrenz? Hartmut Rauen vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) stellt klar: "Die Elektromobilität ist für den deutschen Maschinenbau einer der Wachstumstreiber in den kommenden Jahren." Schließlich sei man Partner in vielen Dingen. So arbeitet man gemeinsam im Bereich der Forschung seit vielen Jahrzehnten zusammen am Thema "klassischer Antriebsstrang". Es gebe eine weltweit führende Forschungsvereinigung Antriebstechnik "und die hat sich auch zum Ziel gesetzt, diese führende Position auch in der Elektromobilität zu erreichen. Und ich glaube, genau deswegen werden wir dieses Rennen auch gewinnen."
Alle wollen ein Stück vom Kuchen
Dieser Wettlauf um die beste Technologie ist in vollem Gang. Die Konkurrenz kommt aus China und den USA, wo Milliarden in entsprechende Programme gesteckt werden. Deutschland will mithalten: Bis 2020 will die Bundesregierung eine Million Elektroautos auf die Strasse bringen. An vielen Universitäten wird fleißig geforscht, die großen Autokonzerne betreiben schon Testflotten gemeinsam mit Stromkonzernen. Alle wollen vom Kuchen etwas abhaben. Auch Maschinenbauer wie Wittenstein, einem führenden Hersteller von Antriebstechnik. Peter Schuster von Wittenstein verweist auf Erfahrungen in der Beherrschung solcher Antriebssysteme. "Wir haben das Know-How, wie man so einen Motor optimal ausnutzt, wie man sehr energieeffiziente Systeme baut." Das am Stand ausgestellte Modell hat nach seinen Angaben einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent. "Das sind sicher Dinge, die dann auch für die Autohersteller interessant sind im Hinblick zum Beispiel auf Reichweite."
Suche nach neuen Geschäftsfeldern
Die Reichweite ist im Moment noch das große Problem, weil das Herz eines Elektroautos – die Batterie – noch zu schwach ist. Abhilfe schaffen sogenannte Range Extender. Das ist ein kleiner Motor, der aushilft, wenn die Batterie während der Fahrt schwächelt. Einen solchen Reichweiten-Verlängerer stellt die Firma Hatz Diesel aus Niederbayern in Hannover vor. Peter Eder hat ihn entwickelt, weil sich das Familienunternehmen nach neuen Geschäftsfeldern umschaut. "Wir können gut mit kleinen Motoren umgehen." Man habe ein Muster gebaut, das einem Automobil-Hersteller vorgestellt, "und der war gleich sehr interessiert." Aber klar sei auch, dass man einen langen Atem brauche, "denn die ganze Sache ist erst am Anfang."
Chance auch für Mittelständler
Und vielleicht ist ja der Range Extender auch nur eine Zwischenlösung. Was man in jedem Fall braucht, ist ein Stecker, um ein Elektroauto aufzuladen. Der muss mehr können als herkömmliche Stecker, denn es soll schnell gehen beim Aufladen. Und er sollte möglichst überall passen. Dazu braucht es einen Standard. Die Firma Mennekes aus Nordrhein-Westfalen hat so einen Stecker entwickelt. Firmenchef Walter Mennekes, der sein Produkt auch der Bundeskanzlerin bei deren Messe-Rundgang vorstellen konnte, ist Stolz auf seine Mitarbeiter: "Wenn alle führenden Autohersteller, wenn alle führenden Stromversorger sich diesem System anschließen, dann haben unsere Techniker ein großes Lob verdient." Für sein Unternehmen, das sich auf Steckvorrichtungen spezialisiert hat, sei das eine ganz besondere Chance.
Eine Chance wittert auch ein Start-up-Unternehmen aus Bochum namens Bea-tricks. Die nämlich bieten ein Umrüst-Kit an, mit dem man in kürzester Zeit einen Smart zum Elektroauto umbauen kann. Hier in Hannover führen sie das vor. Der Smart sei am Anfang der Messe als Benzin-Auto in die Messehalle gefahren, sagt Thomas Borowski von Bea-tricks. "Am Freitag rollt es als E-Mobil wieder hinaus. Andere reden davon – wir machen es."
Autor: Henrik Böhme
Redaktion: Klaus Ulrich