Kinostart: "Die Fantastischen Vier"
7. August 2015Ächz, zack, bumm - Hollywood lässt es mal wieder krachen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aus Sprechblasen werden gesprochene Sätze, aus gezeichneten Comics laufende Bilder. Der Film "Die Fantastischen Vier" startete am 7.8. in den US-Kinos, der Deutschland-Start folgt eine Woche später. Es ist nicht die erste Kinoverfilmung des Stoffes.
Nachdem Hollywood in den letzten Jahren mit den Verfilmungen anderer Marvel-Figuren wie "X-Men" und "Hulk", mit "Spider-Man", "Captain America" und zuletzt mit "Guardians of the Galaxy" und "Ant-Man" kräftig an den Kinokassen abgesahnt hatte, haben sich die Produzenten wieder einmal mit den vier jungen Helden mit den außerirdischen Kräften beschäftigt.
Ein Deutscher sicherte sich die Rechte
Es ist die vierte Verfilmung des Comics, der in den USA erstmals 1961 erschien. Aus deutscher Sicht besonders interessant: Niemand anderes als Filmproduzent und Regisseur Bernd Eichinger war es, der sich Mitte der 1980er Jahre die Rechte an der Comicserie sicherte. Doch die Umsetzung fürs Kino kam damals nicht in die Gänge. Anfang der 1990er Jahre drohte Eichinger die Rechte wieder zu verlieren. Was machte darauf der umtriebige Deutsche mit dem Händchen für den sicheren Kinoerfolg?
Er ließ 1993 mit wenig Geld und geringem Aufwand eine Verfilmung der "Fantastischen Vier" drehen - einzig zum Zweck der Rechte-Verlängerung. Der Film kam nie in die Kinos, wurde nur ein einziges Mal öffentlich aufgeführt und verschwand dann in den Archiven.
Mit mehr Zeit, Muße und vor allem mit einem großen Budget (rund 100 Millionen Dollar) produzierte Eichinger dann 2005 in den USA einen neuen Film. Der wurde tatsächlich ein Erfolg, spülte rund 330 Millionen Dollar in die Kinokassen und zog eine Fortsetzung nach sich. Doch die Produktion fiel bei der Kritik durch, und auch Hollywood ahnte wohl trotz des veritablen kommerziellen Erfolges, dass noch mehr rauszuholen sein müsste aus den vier Superhelden.
Gigantischer Erfolg an den Kinokassen
Schließlich hatten andere Verfilmungen aus dem Marvel-Kosmos Millionen Fans und Zuschauer rund um den Globus begeistert: Kinofilme, die auf Comics basierten, spielten in der vergangenen Dekade über fünf Milliarden US-Dollar ein. Drei der zehn erfolgreichsten Filme aller Zeiten basieren auf Comics: "Marvels The Avengers", "Avengers: Age of Ultron" und "Iron Man 3". Alle drei basieren auf Vorlagen aus dem Hause Marvel.
Also beschloss man in Hollywood schon vor einigen Jahren, "Die Fantastischen Vier" neu fürs Kinos zu beleben, frei nach dem Motto: Jedes Jahrzehnt braucht eine neue Version des Stoffes, jede nachwachsende Generation hat ihre eigenen Stars und Erwartungen an Tricktechnik und digitale Effekte. Als Regisseur wurde der junge Josh Trank verpflichtet, der bis vor kurzem noch fest als einer der Regisseure für die kommenden Star Wars-Folgen gebucht war. Dort ist Trank inzwischen abgesprungen.
Im Kampf mit dem Bösen
Die Handlung wurde im Vergleich zur Vorlage variiert. Im Comic war es noch eine Raumfahrt in unbekannte Galaxien, die dazu führte, dass die vier jugendlichen Helden plötzlich zu ungeahnten Fähigkeiten kommen und mit diesen die Welt gegen die Kräfte des Bösen retten. Im Film steht gleich am Anfang ein sogenanntes Teleport-Experiment - der Versuch, Gegenstände und Menschen von einem Ort zum anderen zu bewegen. Star-Trek-Fans kennen das: Mr. Spock und Co. bedienten sich des Beamens.
Was in der Neuverfilmung der "Fanatstischen Vier" folgt, ist indes vorhersehbar. Die vier Freunde Reed, Johnny, Sue und Ben stellen nach ihrem Ausflug in eine unbekannte Welt fest, dass sie plötzlich mehr können, als der Rest der Menschheit: Reed kann seine Gliedmaßen unendlich dehnen, Johnny sich in einen Feuerball verwandeln, Sue sich in einer Blase durch den Raum bewegen, und Ben schließlich erlangt übernatürliche Kräfte, weil er sich in ein riesiges Steinmonster verwandelt.
Vorhersehbar und wenig spektakulär
Nachdem der Film sich viel Zeit für die Entwicklung der Story lässt, geht es im letzten Drittel Schlag auf Schlag. Im Kampf gegen ihren ehemaligen Kollegen Victor von Doom, der die Seiten gewechselt hat und die Weltherrschaft an sich reißen will, gelingt es den vier Freunden, den Sieg davonzutragen.
Im Vergleich zu "Spider-Man" oder "X-Man" wirkt die Neuverfilmung der "Fantastischen Vier" geradezu läppisch. Die Spezialeffekte sind mäßig, die Charaktere wirken wie auf dem Reißbrett entworfen, die Handlung ist dünn und vorhersehbar. Der neuesten Verfilmung der Saga sieht man die Comic-Vorlage allzu deutlich an.
Mag sein, dass Regie und Produktion auf ein ausschließlich jugendliches Publikum geschielt haben, doch beweisen einige der Marvel-Kinoverfilmungen der letzten Jahre, dass sich mit ein wenig mehr Psychologie und besseren digitalen Tricks auch viele ältere oder gar erwachsene Zuschauer in die Kinos locken lassen. In die Top Ten der erfolgreichsten Filme werden es diese "Fantastischen Vier" sicher nicht schaffen.