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"Manchmal muss man dicke Bretter bohren"

Jens Spahn7. September 2005

Jens Spahn ist mit 25 Jahren der jüngste christdemokratische Abgeordnete im deutschen Bundestag. Nach den "Lehrjahren" in der Opposition hofft er nun, bald auf der Regierungsseite mitarbeiten zu können.

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Jens Spahn will zeigen, dass sich einmischen lohnt

Glasklar ist: Als neu gewählter Abgeordneter veränderst Du nicht gleich dieWelt. Schließlich haben die Kolleginnen und Kollegen im Deutschen Bundestag nicht unbedingt darauf gewartet, dass jetzt Jens Spahn kommt und die Dinge
regelt.

Einarbeitung wichtig

Somit hatte ich mir zu Beginn vorgenommen, viel zu lernen und zu erfahren über die Arbeitsweise des Bundestages. Ich habe mich intensiv eingearbeitet in meine Schwerpunkte Gesundheit und soziale Sicherung und Verteidigung – denn nur, wer weiß, wovon er redet, wird ernst genommen, das gilt auch in der Politik. Und nur so konnte ich dann die Richtung der Fraktion in vielen Anträgen und Anfragen erst mal im Kleinen mitbestimmen, unter anderem bei der Drogenpolitik oder dem demographischer Wandel.

Wenn es dann um die "großen" Entscheidungen geht, ist manchmal Ernüchterung angesagt, denn vieles wird in kleinen Kreisen vorbesprochen - und es geht wohl auch kaum anders. Gleichwohl heißt das noch lange nicht, dass man sich dann sang- und klanglos damit abfinden muss.

Dicke Bretter bohren

Wenn es um die gute Sache geht, um die meiner Generation allemal, dann heißt es eben auch mal dicke Bretter bohren. Denn das ist mir schon ein wichtiges Anliegen: Politik zu machen und Entscheidungen zu treffen, die dafür sorgen, dass dann, wenn ich 70 bin - 2050 - soziale Sicherung und finanzielle Spielräume keine Märchen von früher sind, sondern noch genau so aktuell und verfügbar, wie sie es heute scheinbar wie selbstverständlich sind.

Als direkt gewählter Abgeordneter habe ich mir zudem fest vorgenommen, meinen Wahlkreis und seine Bürgerinnen und Bürger mit ganzer Kraft in Berlin zu vertreten. Und da kann man auch als Oppositionspolitiker manchen Erfolg
für die Menschen verbuchen. Aus vielen Bürgersprechstunden, Gesprächen mit Bürgermeistern oder Unternehmern ergeben sich unterschiedlichste Themen: Ortsumgehungen, Ärger mit dem Sozialamt, verweigerte Baugenehmigungen oder auch eine Familienzusammenführung über die Botschaft in Ghana. Es tut gut, den Menschen vor Ort im Einzelnen helfen zu können. Oft genügen da schon wenige Anrufe.

Sich erfolgreich einmischen


Ein grundsätzliches Anliegen war und ist es mir zudem, jungen Menschen zu zeigen, dass man sich erfolgreich einmischen kann, selbst im Deutschen Bundestag. Deswegen habe ich so viele Klassen, Jugendgruppen und
Diskussionsrunden von und mit Jugendlichen wie möglich besucht, um neben inhaltlichen Themen auch für Politik und Politiker an sich zu werben. Sicher läuft nicht alles optimal, aber ich behaupte, alles in allem sind wir besser als unser Ruf. Und: Politik hat viele Zuschauer, aber zu wenig Mitspieler.

So bleibt festzuhalten: meine ersten drei Jahre im Deutschen Bundestag waren spannende Jahre in einem für mich neuen Tätigkeitsgebiet, in denen ich sehr viel gelernt, viele Menschen getroffen und prägende Erfahrungen gesammelt habe. Nach diesen "Lehrjahren" in der Opposition freue ich mich, im nächsten Deutschen Bundestag - so Gott und der Wähler will - mal auf der Mehrheitsseite mitzuarbeiten und zu gestalten.