IStGH: Zehn Jahre Haft für Dschihadisten aus Mali
20. November 2024Wegen schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Mali hat der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) einen militanten Islamisten zu zehn Jahren Haft verurteilt: Al Hassan Ag Abdoul Aziz Ag Mohamed Ag Mahmoud - so sein vollständiger Name - verfolgte die Verkündung des Strafmaßes in Den Haag äußerlich regungslos. Bereits im Sommer war er vom IStGH für schuldig befunden worden. Die Anklage hatte 22 Jahre Haft gefordert.
Al Hassan war von 2012 bis Anfang 2013 einer der Chefs der Scharia-Polizei der mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündeten Islamistengruppe Ansar Dine. Deren Rebellen hatten 2012 die historische Wüstenstadt Timbuktu überrannt. Besonders Frauen und Mädchen wurden damals Opfer des Terrorregimes.
Grausamkeiten in Timbuktu
Der mittlerweile 47-Jährige hatte dem Urteil zufolge Befehle für Verbrechen gegeben - und er war auch daran beteiligt. So seien Menschen öffentlich ausgepeitscht oder mit Stöcken geschlagen worden, etwa weil sie geraucht oder Alkohol getrunken hatten. Manchen wurde wegen des Verdachts auf Diebstahl öffentlich eine Hand abgehackt. Der Internationale Strafgerichtshof ging bei seinen Ermittlungen von fast 2200 mutmaßlichen Opfern Al Hassans aus. Die Islamisten hatten in Mali auch zahlreiche historische Bauwerke zerstört, die als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt waren.
Von Vorwürfen der Vergewaltigung, sexueller Versklavung und Zwangsverheiratung war Al Hassan Ende Juni freigesprochen worden. Er hatte sich 2018 selbst dem Haager Weltstrafgericht gestellt, der Prozess gegen ihn war im Juli 2020 eröffnet worden. Seine Verteidiger gaben an, Al Hassan habe lediglich Anweisungen anderer ausgeführt.
Französische Truppen hatten die Milizen 2013 vorübergehend aus der Region vertrieben. Trotz einer jahrelangen UN-Friedensmission, an der auch die Bundeswehr beteiligt war, terrorisieren islamistische Gruppen weiterhin den Norden und das Zentrum Malis.
wa/kle (IStGH, afp, dpa, kna)