1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Luftraum von Serbien und Montenegro seit Anfang April praktisch ungeschützt

14. April 2004

Maximale Nutzungsdauer auch des letzten Abfangjägers überschritten

https://p.dw.com/p/4uEJ

Belgrad, 14.4.2004, BETA, serb.

Der Luftraum über Serbien und Montenegro [SCG] wird vom 1. April an nicht mehr von der Jagdfliegerstaffel der Luftwaffe der Armee von SCG verteidigt. Denn die Luftwaffe und die Flugabwehr (RV und PVO) verfügen wegen technischer Mängel und veralteter Flugzeuge über keinen Abfangjäger, der einen eventuellen feindlichen Angriff abwehren könnte. An diesem Tag landete das letzte von einigen relativ modernen Jagdflugzeugen des Typs MiG-29, übriggeblieben nach dem NATO-Luftangriff im Frühjahr 1999. Die letzte noch funktionsfähige MiG-29 fliegt nicht mehr, weil die maximale Nutzungsdauer des Motors und weiterer wichtiger Ersatzteile des Flugzeugs überschritten ist, das bereits Ende der 80-er im letzten Jahrhundert angeschafft wurde. "Mit der MiG-29 haben wir Rekorde aufgestellt, allerdings in Flugjahren und in der Verlängerung der Nutzungsdauer ohne Überholung! Und die letzte MiG-29 ist am 1. April gelandet und wird – wie die Übrigen – nicht mehr in unseren Luftraum abheben, bis Geld für ihre Reparatur gefunden wird", sagte der Befehlshaber des Luftwaffencorps der Armee von SCG, General Vladimir Starcevic.

Die übrigen Jagdflugzeuge der RV sind veraltete MiG-21, hergestellt vor rund 40 Jahren. Die Möglichkeit, diese Flugzeuge als Abfangjäger einzusetzen, ist sehr begrenzt. (...) Starcevic zufolge ist die Lage in der Luftwaffe alarmierend. Ferner sei wegen des mehrjährigen Mangels an Ersatzteilen, Kerosin und den Folgen der NATO-Luftangriffe 1999 auch die Ausbildung der Piloten, der Studenten der Militärakademie sowie die Kampfbereitschaft dieses Teils der Streitkräfte gefährdet.

Dem Kommandeur der Luftwaffe zufolge befindet sich die Luftwaffe bereits seit 15 Jahren in dieser misslichen Lage. Ihre Probleme seien indes besonders eklatant seit dem Krieg mit der NATO, als 90 Prozent der Infrastruktur und etwa 30 Prozent der Flugzeuge zerstört wurde. Das größte Problem stelle augenblicklich die unzureichende Flugausbildung der Piloten dar, wodurch jeder Flug ausgenommen riskant wird. Es entstehe ferner ein Vakuum dadurch, dass die jungen Piloten nicht ausreichend ausgebildet seien und die Plätze der älteren Kollegen, die sich aus Altersgründen zurückziehen, nicht einnehmen könnten.

"Ich hege keinerlei Zweifel daran, dass wir eine Luftwaffe benötigen. In jeder Instanz spreche ich an, dass wir uns zunächst entscheiden müssen, was wir wollen beziehungsweise dass der Staat entscheidet, welche Technik er anschaffen möchte. Meiner Vorstellung nach reicht für jede Luftwaffendivision eine moderne Schwadron (zehn bis zwölf Flugzeuge) aus", so Starcevic. Aus Geldmangel könnten jährlich ein paar Flugzeuge entweder gekauft oder geleast werden. Die Mittel dafür könnten zum Teil durch die Ausbildung von Piloten aus den Nachbarländern ohne Luftwaffenakademie beschafft werden.

Starcevic zufolge stellen die Flughäfen und die übrige Infrastruktur ein besonderes Problem dar. Diese wurde bei den NATO-Luftangriffen 1999 stark beschädigt, ebenso die Luftwaffenprüfanstalt "Moma Stanojlovic". Diese bezeichnete er als "Voraussetzung für den Fortbestand" und den Erhalt der Funktionsfähigkeit der übrigen Kampf-Flotte. Falls sich die Dinge nicht drastisch ändern, wird die Luftwaffe der Armee von SCG Ende 2006 aufhören zu existieren, so Experten.

Neben der offensichtlichen Gefahr für die Sicherheit des Landes würden sich dann auch die Chancen des Landes auf eine Aufnahme in die Partnerschaft für den Frieden und die NATO verringern. Und die Streitkräfte könnten nicht mehr für zivile Zwecke eingesetzt werden, wie beispielsweise im Sommer zum Löschen von Bränden an der Adriaküste. (md)