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Lockdown bremst Wirtschaftsaufschwung

30. April 2021

Erneuter Rückschlag für die deutsche Wirtschaftsleistung: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal kräftig zurückgegangen. Doch schon im Frühjahr könnte es mit dem Wirtschaftswachstum aufwärts gehen.

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Gastronomie im Lockdown dritte Welle
Bild: Daniel Kubirski/picture alliance

Auf diese Zahlen wird in Corona-Zeiten besonders geschaut: Jedes Quartal veröffentlicht das Statistische Bundesamt in Wiesbaden Zahlen zum Umsatz aller Waren und Dienstleistungen in Deutschland. Demnach ist das Bruttoinlandsprodukt im 1. Quartal 2021 gegenüber dem 4. Quartal 2020 preisbereinigt um 1,7 Prozent gesunken.

Nachdem sich die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2020 zunächst etwas erholt hatte, hat der anhaltende Lockdown zum Beginn des Jahres wieder dagegen gehalten. So lag der Zuwachs im 3. Quartal bei 8,7 Prozent und bei weiteren 0,5 im vierten Quartal.

Vorgezogener Konsum 

Der Lockdown bremste auch den privaten Konsum, der normalerweise eine verlässliche Stütze der heimischen Konjunktur ist. Volle Fußgängerzonen und Einkaufszentren gibt es aber seit Monaten nicht. Dämpfend wirkte Anfang 2021 zudem das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung zum Jahreswechsel: Verbraucher hatten wegen der niedrigeren Steuersätze Anschaffungen auf das zweite Halbjahr 2020 vorgezogen. Diese Käufe fehlen nun in der Konsumstatistik der ersten drei Monate des laufenden Jahres.

In der Industrie sind die Auftragsbücher noch gut gefüllt, die Exporte stiegen im Februar den zehnten Monat in Folge und nähern sich dem Vorkrisenniveau. In wichtigen Auslandsmärkten wie China und den USA zog die Nachfrage nach Waren Made in Germany zuletzt an. Volkswirte gehen davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft vom zweiten Quartal an wieder auf Wachstumskurs zurückkehren wird. Wenn immer mehr Menschen gegen das Coronavirus geimpft sind und die Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder zurückgefahren werden, sollte auch der private Konsum im Inland wieder zulegen.

Hoffnung auf Besserung

Die Bundesregierung rechnet in ihrer gerade angehobenen Prognose für das Gesamtjahr mit 3,5 Prozent Wachstum der deutschen Wirtschaft. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaftsleistung um 4,9 Prozent eingebrochen. "Dieses Jahr ist das Jahr, in dem wir die Trendwende endgültig schaffen", sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier noch am Dienstag. "Wir werden den Wirtschaftseinbruch nicht nur stoppen, sondern wir werden ihn umkehren. Wir haben spätestens 2022 wieder die alte Stärke erreicht."

Berlin | Peter Altmaier präsentiert Konjukturprognose
Klares V - Peter Altmaier bei der Vorstellung der KonjunkturprognoseBild: John Macdougall/AFP/Getty Images

Für Alexander Krüger, Chefökonom vom Bankhaus Lampe ist die Delle im Wachstum eine Quittung für die zögerliche Corona-Krisenpolitik: "Es wurde nicht nur der Mini-Zuwachs von Ende 2020 ausradiert, sondern auch ein Teil der im Juni 2020 begonnenen Erholung." Krüger geht aber dennoch davon aus, dass es die Wirtschaft bis zum Jahresende auf das Vor-Corona-Niveau schaffen kann. "Es bleibt aber dabei, dass die Konjunkturerholung viele Pandemieschäden nicht sofort beheben wird."

Gefahr von weiterem "Stop-and-go"

Andreas Scheuerle von der Dekabank spricht von einer zwiegespaltenen Wirtschaft: "Während der private Konsum Corona-bedingt am Boden liegt, brummt es außenwirtschaftlich." Der weitere Ausblick sei immer noch zweigeteilt: "Auf der einen Seite bleiben die Risiken der Pandemie hoch. Insbesondere weil sich der Lockdown immer weiter in das zweite Quartal hineinschiebt, könnte die wirtschaftliche Dynamik im laufenden Quartal hinter den Erwartungen zurückbleiben", so Scheuerle.

Claus Michelsen, Konjunkturchef des Deutschen Instituts der Wirtschaft in Berlin sieht die Industrie als Stütze der Wirtschaft. "Es scheint, als könnte sich die deutsche Wirtschaft abermals aus einer Krise heraus exportieren." Nun sei es auch wichtig Instrumente für eine sichere Öffnung für Dienstleistungen zu finden und beim Impfen voranzukommen. "Ansonsten droht eine lange Phase des Stop-and-go für die wirtschaftliche Erholung, wie es bereits jetzt zu beobachten ist."

Deutschland zieht EU-Wachstum runter

Auch die Euro-Zone ist Anfang 2020 in der Corona-Krise erneut geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt sank zwischen Januar und März zum Vorquartal um 0,6 Prozent, wie das Europäische Statistikamt Eurostat auf Basis einer vorläufigen Schätzung mitteilte. Experten hatten sogar einen Einbruch um 0,8 Prozent erwartet, nach einem Minus von 0,7 Prozent Ende 2020.

Corona in Portugal
Kaum Touristen, kaum Wachstum - Portugal verbucht nach vorläufigen Zahlen einen ordentlichen WirtschaftseinbruchBild: DW/M.-L. Darcy

Allerdings lief es etwa in Frankreich mit einem Wachstum von 0,4 Prozent besser als angenommen. Vor allem der Einbruch in Deutschland dämpfte das europäische Wachstum deutlich. Nach den bisher veröffentlichten Daten lief es nur in Portugal (-3,3 Prozent) und Lettland (-2,6 Prozent) schlechter.

nm/hb dpa, rtr, Destatis