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Locarno – das andere Filmfestival

Kirstin Hausen14. August 2008

Nach Cannes, Venedig und Berlin gehört das Internationale Filmfestival in Locarno, in der Schweiz, zu den wichtigsten in Europa. Rund 500 Produktionen werden gezeigt. Hier zählt Inhalt und nicht nur Glanz und Glamour.

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Große Open-Air-Leinwand auf der Piazza Grande mit vielen Zuschauern
8.000 Filmbegeisterte vor der Leinwand auf der Piazza Grande in LocarnoBild: R. Buzzini

8000 Plastikstühle stehen vor einer riesigen Leinwand. Sie sind alle besetzt. Jeden Abend verwandelt sich dieser Tage die wunderschöne "Piazza Grande" von Locarno in ein Open-Air-Kino. Eingerahmt von schmucken Palazzi, im Hintergrund der Sternenhimmel. Fast schon kitschig, in jedem Fall aber magisch.

Es ist der krönende Abschluss eines jeden Tages. Die meisten, die hier sitzen, haben schon mehrere Filme hinter sich, denn von neun Uhr morgens bis acht Uhr abends gibt es Vorführungen: Thriller, Komödien, Horror- und Animationsfilme – alles ist in Locarno dabei. Nur kein roter Teppich.

Qualität vor Glamour und Show-Business

Zuschauer auf der Piazza Grande (05.08.2008/AP)
Unbekannte Talente und experimentelle Filme werden in Locarno gezeigtBild: AP

"Locarno ist kein Festival der Stars, es hat nicht diesen Glamour", sagt Frederik Maire, der künstlerische Leiter des Festivals. Dafür zeigt es Filme unbekannter Talente und das ist für die Filmbranche eigentlich viel interessanter. In Locarno treffen sich Regisseure, Schauspieler und Produzenten und kommen miteinander ins Gespräch.

"Hier gibt es Raum für experimentelle Filme", erklärt ein Produzent aus Italien und meint, manche seien vielleicht zu schwierig für das Publikum. Aber das lässt sich nicht abschrecken. Im Gegenteil: Neben den Besuchern aus dem Filmgeschäft kommen immer mehr Leute, die einfach nur gutes Kino wollen.

"Die Piazza Grande ist natürlich einmalig", meint Festivalpräsident Marco Solari. Das Wunderbare in Locarno ist, dass dieses Festival im wahrsten Sinne des Wortes ein Volks-Festival ist." Denn Karten für die Vorführungen gibt es für 15 bis 20 Euro an der Kasse zu kaufen und nach dem Film wird gefeiert.

Gute Filme und auch ein bisschen Party

Menschen zwischen Filmplakaten (31.07.2007/AP)
Fließende Grenzen zwischen Filmemachern und PublikumBild: AP

In der "Pardo-Bar", dem "Caffe dell arte" oder bei "La combusa", wo eine freie Theatertruppe Cocktails und gutes Essen mit DJ- Musik und improvisierten Vorführungen verbindet. Bis in die frühen Morgenstunden ist hier was los, und es kann passieren, dass zu später Stunde auch das ein oder andere bekannte Gesicht in der Menge auftaucht.

Frederik Maire, der künstlerische Leiter des Festivals bleibt jedoch gelassen."Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, wo Berühmtheiten einfach so durch die Straßen spazieren können - ohne allzu sehr bedrängt zu werden", sagt er. Die Grenzen zwischen Publikum und Filmemachern, meint er, sei fließender als anderswo.

Nur wer kommt, bekommt den Preis

(15.02.2008)
18 Filme kämpfen um den Goldenen Leoparden

Als berühmtester Gast wurde dieses Jahr die US-Schauspielerin Anjelica Huston in Locarno erwartet. Sie sollte mit einem Preis für ihren Auftritt in der rabenschwarzen Komödie "Choke" ausgezeichnet werden, sagte aber kurzfristig aus familiären Gründen ab. Kein Besuch, kein Preis, so läuft das in Locarno. Der italienische Schauspieler und Regisseur Nanni Moretti, dem dieses Jahr eine Retrospektive mit 30 Filmen von, mit und über ihn gewidmet ist, ist dagegen nach Locarno gekommen.

Unter den 18 Filmen, die um den Goldenen Leoparden konkurrieren, sind viele europäische Produktionen, zwei Filme aus Asien, zwei aus Südamerika. Thematisch geht es um Migration und Isolation, um Menschen in Lebenskrisen, oft um Jugendliche. Die Ansätze und Erzählmuster sind ganz unterschiedlich. Verliehen wird der Goldene Leopard am Sonntag. Bis dahin gibt es noch Einiges zu sehen - auch unter freiem Himmel und bei jedem Wetter, erklärt Festivalpräsident Marco Solari: "Wir präsentieren den Film auf jeden Fall."