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Linksfraktion beschließt eigenes Ende zum 6. Dezember

14. November 2023

Hintergrund ist der Austritt einer Gruppe um die frühere Fraktionschefin Sahra Wagenknecht aus der Linksfraktion im Bundestag. Für den Status einer Fraktion sind jetzt nicht mehr genügend Abgeordnete übrig.

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Linksfraktion im Bundestag
Am 6. Dezember soll Schluss sein - die Bundestagsfraktion der Linken löst sich aufBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Die Linksfraktion im Bundestag hat nach dem Parteiaustritt von Sahra Wagenknecht und deren Mitstreitern ihre Selbstauflösung beschlossen. Die Bundestagsfraktion entschied, die Auflösung der Fraktion zum 6. Dezember einzuleiten, wie Fraktionschef Dietmar Bartsch nach der Sitzung mitteilte. Es solle dann schnellstmöglich ein Antrag auf Erreichen eines Gruppenstatus der verbliebenen Linken-Abgeordneten im Bundestag gestellt werden, "um möglichst schnell wieder handlungsfähig zu werden". 

Fraktionschef Bartsch: "Gravierender Einschnitt"

Nach dem Parteiaustritt von Wagenknecht und neun weiteren Parlamentariern kommt die Linke nur noch auf 28 Abgeordnete im Bundestag. Zur Bildung einer Fraktion wären 37 Abgeordneten nötig. Bartsch bezeichnete die Auflösung der Fraktion als "gravierenden Einschnitt". Mit Blick auf die fraktionsinternen Konflikte der jüngsten Zeit fügte er aber hinzu: "Lieber einig mit 28 als zerstritten mit 38." Die Haushaltswoche des Bundestags wird die Linke noch als Fraktion bestreiten. 

Fraktionssitzungen - Die Linke
Der Noch-Fraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch, gibt sich kämpferisch und sieht eine "Chance für einen Neustart"Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Bartsch sagte, die Linke müsse nach der Abspaltung des Wagenknecht-Lagers die "Chance für einen Neustart" nutzen. Es müsse "Schluss sein mit der wirklich unsäglichen Selbstbeschäftigung." Die Liquidation der Linksfraktion sei "keinesfalls das Ende der Linken", betonte der Noch-Fraktionschef.

Ziel sei es, bei der Bundestagswahl 2025 wieder in Fraktionsstärke in den Bundestag einzuziehen. Dies sei allerdings eine "Herkulesaufgabe", räumte er ein. Nach der Bundestagswahl im September 2021 gelang der Linken nur dank dreier Direktmandate der Wiedereinzug als Fraktion; sie hatte nur 4,9 Prozent der Zweitstimmen errungen. Die drei direkt gewählten Abgeordneten würden in der angestrebten Bundestags-Gruppe eine große Rolle spielen, betonte Bartsch.

Wagenknecht-Partei will zur Europawahl antreten

Auch Wagenknecht und ihre neun Gefolgsleute in der bisherigen Linken-Fraktion streben die Bildung einer Gruppe im Bundestag an. Die neue Wagenknecht-Partei soll aus dem bereits gegründeten Verein BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht) hervorgehen. Ziel ist nach Angaben Wagenknechts, bei der Europawahl 2024 anzutreten.

Deutschland | Pressekonferenz zur Parteigründung Bündnis Sahra Wagenknecht
Am 23. Oktober kündigte Sahra Wagenknecht (r.) die Gründung einer eigenen Partei anBild: Florian Gaertner/photothek/picture alliance

Die Vereinsvorsitzende Amira Mohamed Ali bekräftigte, sie werde ebenso wie die anderen Wagenknecht-Mitstreiter ihr Bundestagsmandat nicht zurückgeben. "Ich bin Abgeordnete des Deutschen Bundestags", sagte die frühere Linken-Fraktionschefin. "Ich stehe für gewisse Inhalte, für die stehe ich nach wie vor." Führende Linken-Politiker hatten Wagenknecht und ihre Gefolgsleute aufgefordert, ihre durch die Linke erworbenen Bundestagsmandate zurückzugeben.

Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann sagte in Berlin, dass sie die Auflösung der Linksfraktion "persönlich als tragisch" empfinde. FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte: "Der politische Wettbewerb ist gut. Insofern bedaure ich, dass sich eine Fraktion in Auflösung befindet."

nob/uh (dpa, afp)