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Letztes Ziel: Olympisches Einzelgold

Sarah Wiertz14. Januar 2014

Er ist gerade mal 24 Jahre alt, ist aber schon jetzt der Skispringer mit den meisten Weltcup-Siegen. Was Gregor Schlierenzauer aber noch fehlt, ist Einzelgold bei den Olympischen Spielen.

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Skispringen Planica Gregor Schlierenzauer
Bild: Reuters

Lasagne von der Mama ist seine Lieblingsspeise. Aber auch die landestypische Küche hat es ihm angetan: "Kaiserschmarrn ist schon etwas sehr gutes, speziell jetzt im Winter. Ich esse sehr gerne und koche sehr gerne." Glück für Gregor Schlierenzauer, dass er, zumindest bis jetzt, nur sehr langsam zunimmt. Denn Skispringer müssen extrem auf ihr Gewicht achten - jedes Kilo zu viel kostet Weite. Bei einer Größe von 1,80 Meter wiegt der Österreicher nur 64 Kilogramm. Ein Leichtflieger, der zum Überflieger wurde.

1999 - im Alter von neun Jahren, nahm ein Fußballfreund den "Schlieri", so sein Spitzname, mit zum Skispringen. Seit dem ersten Training auf Matten war Schlierenzauer fasziniert von der Sportart. Auf einem Skigymnasium - eine für Österreich, die Schweiz und Deutschland typische Sonderschulform mit Fokus auf Wintersport - bekam er die bestmögliche Ausbildung. Im Februar 2006 gewann er im Einzel- und Teamwettbewerb den Junioren-Weltmeistertitel. Nur einen Monat später kam der erste Weltcup-Einsatz in Oslo (Rang 24). Und bereits beim dritten Weltcup-Start folgte in Lillehammer der erste Weltcup-Sieg.

Gregor Schlierenzauer auf einem Bott mit nacktem Oberkörper. Für ihn ist es wichtig, vom Medienrummel auch mal abschalten zu können.
Vom Medienrummel abschalten ist ihm wichtigBild: picture alliance/APA/picturedesk.com

Den legendären Matti Nykänen überholt

Mittlerweile sind es über 50. Damit ist Schlierenzauer der erfolgreichste Skispringer aller Zeiten. Den bisherigen Rekordhalter, den legendären Finnen Matti Nykänen (46 Weltcup-Siege), der in den 1980er Jahren die Sportart dominierte, hat er im vergangenen Jahr nicht nur ein-, sondern auch längst überholt. "Es ist auch für mich unglaublich", erzählt Schlierenzauer. "Ich bin einst an die Schule gegangen und hatte meine Vorbilder, habe hart gekämpft, dass ich einmal in den Weltcup komme. Jetzt habe ich über 50 Weltcup-Siege und jedes Mal erschreckt es mich, wenn ich darauf angesprochen werde."

Was macht ihn so überlegen? Dank seiner Größe und Figur hat er perfekte körperliche Voraussetzungen. Die technischen Fertigkeiten hat er sich auf dem Skigymnasium angeeignet. Eine exzellente Technik haben aber auch andere: zum Beispiel Thomas Diethart, der zuletzt die Vierschanzentournee gewann. Doch Schlierenzauer hat zudem er ein optimales Umfeld. Eine Familie, die in immer wieder auf den Boden der Tatsachen herunterholt und mit Markus Prock einen Onkel, der als mehrfacher Rodelweltmeister und dreifacher Medaillengewinner bei Olympischen Winterspielen Erfahrung mit dem Leistungssport und den Medien hat.

Gregor Schlierenzauer fliegt hoch oben in der Luft, im Hintergrund sind die schneebedeckten Berge zu sehen.
"Schlieri": ein Leicht- und ein ÜberfliegerBild: picture-alliance/dpa

"Zielstrebig, kein Partylöwe"

"Der Gregor ist generell jemand, der sehr, sehr zielstrebig ist, kein Partylöwe", meint Prock. "Sein Ziel ist einfach, mit Freude zu springen und er möchte natürlich der Beste sein." So wird es Schlierenzauer wohl geärgert haben, dass er bei der Vierschanzentournee zuletzt nicht erfolgreich war: Bei keinen der vier Wettbewerbe erreichte er einen Podestplatz. Aber er münzt diese Erfahrung in positive Energie um: "Es wäre jetzt wahrscheinlich genau das Falsche gewesen, wenn ich mich mit kleinen Fehlern durchgeschummelt hätte und vielleicht bei der Tournee noch ordentlich mitgeredet hätte. Und dann wäre es wahrscheinlich im Februar bei Olympia genau das Quäntchen zu wenig."

Eröffnung seiner Fotoausstellung Stille Momente in Wien: Gregor Schlierenzauer
Hobbyfotograf Schlierenzauer bei der Eröffnung seiner Fotoausstellung "Stille Momente" in WienBild: picture alliance/APA/picturedesk.com

Schlierenzauer, der täglich rund 50 Fan-Briefe mit Autogrammwünschen oder Bitten um ein Date erhält, hat sich sportlich und auch persönlich weiterentwickelt. Mittlerweile hat er seine frühere Verbissenheit abgelegt. "Man wird erwachsener und routinierter." Zudem hat Schlierenzauer - seit seiner Geburt auf dem linken Ohr taub - für sich sinnvolle Betätigungen neben dem Skispringen gefunden. Er betätigte sich als Mode-Designer und kreierte eine eigene Linie. Dass er mit offenen Augen durch die Welt geht, hilft ihm bei seinem großen Hobby, der Fotografie. Seine Bilder hat er bereits in zwei Ausstellungen der Öffentlichkeit gezeigt.

Fotograf oder Mode-Designer - zwei mögliche Berufsfelder nach der aktiven Skisprung-Karriere. Aber vorerst konzentriert sich Schlierenzauer auf das, was ihm in seiner Medaillensammlung noch fehlt: Einzelgold bei den Olympischen Winterspielen. Das will er jetzt in Sotschi gewinnen.