1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lettland schafft Einschränkungen bei der Ausstrahlung russischer Radio

20. Juni 2003

- und Fernsehsendungen ab – Ukraine erklärt Russisch zur "Sprache der nationalen Minderheiten"

https://p.dw.com/p/3lZO

Moskau, 18.6.2003, MOSKOWSKIJ KOMSOMOLEZ, russ., Abik Elkin

Das Verfassungsgericht Lettlands hat der Klage der russischsprachigen Abgeordneten stattgegeben und die sprachlichen Einschränkungen im Radio und Fernsehen abgeschafft. Fast 10 Jahre lang hat der lettische Staat sogar den privaten Radio- und Fernsehgesellschaften verboten, in russischer Sprache in einem Umfang von mehr als 25 Prozent der täglichen Sendezeit zu senden. (...)

Das Verfassungsgericht hat entschieden, dass dieses sprachliche "Limit" undemokratisch ist, dass es die Freiheit des Wortes verletzt und der Entwicklung der lokalen elektronischen Massenmedien schadet. Hofften doch die lokalen Politiker mit diesen drakonischen Normen das nationale Fernsehen zu stärken und zur Integration der Gesellschaft beizutragen. Die Machthaber dachten, dass die Russen gezwungen sein werden, sich Sendungen in Lettisch anzuhören, dass sie dadurch die lettische Sprache besser lernen werden. Das Gegenteil trat jedoch ein: die Russen wechselten zu Kabelsendern, die Sendungen in Russisch ausstrahlen, und hörten ganz auf, sich die unglaublich langweiligen Sendungen des lokalen Fernsehens anzusehen. Infolgedessen verloren die lokalen Gesellschaften einen Teil der Zuschauer und folglich auch der Werbegelder.

Jetzt können die Russen wieder Sendungen in ihrer Muttersprache hören und sehen. Die "nationalen Minderheiten" bezeichnen das als einen zwar kleinen Sieg, aber immerhin als Sieg. Es bleibe lediglich den Tag zu erleben, an dem die Machthaber ihnen zusammen mit der Stimme auch ... die echten Namen zurückgeben. Werden doch die Namen in den lettischen Pässen entsprechend den Regeln der lettischen Schriftsprache eingetragen. Iwanow wird zu Iwanows und Pyschkin zu Piskin. Zwei Bürgerinnen Lettlands, deren Namen bis zur Unkenntlichkeit geändert wurden, haben bereits Klage gegen Lettland beim Europäischen Gerichtshof eingereicht. Jetzt warten sie auf das Urteil.

Unterdessen hat die Ukraine, die feierlich das Jahr Russlands begeht, dieser Tage die russische Sprache als Sprache einer nationalen Minderheit anerkannt. Der Präsident dieses Landes, Leonid Kutschma, hat die "Charta der regionalen Sprachen und Sprachen der Minderheiten" unterzeichnet, in der die russische Sprache auf dem Territorium der Ukraine in ihren Rechten "der weißrussischen, bulgarischen, gagausischen, griechischen, jiddischen, krim-tatarischen, moldauischen, deutschen, polnischen, rumänischen, slowakischen und ungarischen Sprache" gleichgestellt wird. Damit wurden 40 Prozent der Bevölkerung, für die Russisch die Muttersprache ist, als nationale Minderheiten anerkannt. (lr)