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Leichte Entspannung am US-Arbeitsmarkt

4. September 2020

Die Arbeitslosigkeit in den USA ist im August stärker als erwartet zurückgegangen. Allerdings scheint sich das Tempo der wirtschaftlichen Erholung zu verlangsamen, die Lage am Arbeitsmarkt bleibt weiter schwierig.

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USA Jackson Job Center
Bild: picture-alliance/AP Photo/R. V. Solis

In den USA hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt nach der Zuspitzung in der Corona-Krise noch einmal leicht entspannt. Im August fiel die Arbeitslosenquote von 10,2 Prozent im Vormonat auf 8,4 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Analysten hatten für August im Mittel nur einen Rückgang der Quote auf 9,8 Prozent erwartet.

Im April hatte die Arbeitslosenquote wegen der Corona-Krise mit 14,7 Prozent den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht. Seitdem ist die Quote den vierten Monat in Folge gesunken. Vor der Pandemie hatte die Quote in der größten Volkswirtschaft der Welt noch bei 3,5 Prozent gelegen.

Die Liste des Schreckens

Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt jedoch angespannt, denn die aktuelle Erholung von der Corona-bedingten Entlassungswelle im Frühjahr verlangsamt sich. Im August wurden 1,37 Millionen Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, nachdem es im Juli noch mehr als 1,7 Millionen und im Juni knapp 4,8 Millionen waren, so die Regierung.

"Nach zunächst flotter Aufholjagd geht dem US-Arbeitsmarkt langsam die Puste aus", sagte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. "Die Geschäfte laufen oft noch nicht wieder rund." Bei anhaltender Unsicherheit und hohem Kostendruck dürfte die Liste bereits angekündigter Stellenstreichungen noch länger werden.

United Airlines wird am 1. Oktober mehr als 16.000 Beschäftigte entlassen, American Airlines will seine Belegschaft um 40.000 Mitarbeiter reduzieren. Der Autobauer Ford baut bis zum Jahresende 1400 Bürojobs in den USA ab, während Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs ebenfalls Entlassungen angekündigt haben.

Symbolbild Arbeitslosigkeit in den USA
Die angespannte Lage am Arbeitsmarkt könnte auch die Präsidentschaftswahl Anfang November beeinflussenBild: Fotolia/jamdesign

Keine Entspannung an der Seuchenfront

Gut 29 Millionen Menschen in den USA beziehen eine Form von Arbeitslosengeld, wie das Arbeitsministerium mitteilte. In der Woche bis einschließlich 29. August stellten demnach knapp 900.000 Menschen einen Neuantrag auf Arbeitslosenhilfe. Die Anträge spiegeln die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts wider. Vor der Zuspitzung der Pandemie im März war die Zahl der Neuanträge nur sehr selten über 100.000 gestiegen. 

Die Corona-Krise hatte weite Teile des Wirtschaftslebens stillgelegt. Trotz der Entspannung auf dem Arbeitsmarkt lastet die Pandemie aber weiter auf der Wirtschaft: Im Durchschnitt werden in den USA täglich gut 40.000 Corona-Neuinfektionen gemeldet. In vielen Bundesstaaten gelten daher weiter Beschränkungen des Wirtschaftslebens, etwa für den Besuch von Restaurants und Bars. Deswegen sind im Dienstleistungsbereich viele Stellen gestrichen und bislang nicht wieder besetzt worden.

Möglicherweise wahlentscheidend

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt kannausschlaggebend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl am 3. November sein, bei der sich Amtsinhaber Donald Trump gegen seinen Rivalen Joe Biden von den Demokraten durchsetzen will.

Anfang Oktober wird zum letzten Mal vor dem Urnengang eine Arbeitsmarktbilanz gezogen. "Sollte in den kommenden Monaten die Anzahl der Beschäftigten nur schleppend vorankommen, dürfte es für den amtierenden US-Präsidenten eng werden", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.

Herausforderer Biden wirft Trump vor, die Corona-Pandemie unterschätzt zu haben und für die Misere am Arbeitsmarkt mitverantwortlich zu sein.

dk/bea (rtr, dpa)