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Politik

Lebenslang wegen Massakern an Sikhs 1984

17. Dezember 2018

Erst 34 Jahre nach der Gewaltorgie gegen die Sikhs in Indien muss der Politiker Sajjan Kumar für seine Beteiligung daran büßen. Doch ein Schlussstrich ist das nicht, dafür war die Strafverfolgung insgesamt zu lasch.

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Indien Sajjan Kumar, Protest gegen Treibstoffpreise in Neu Delhi
Sajjan Kumar bei einer Veranstaltung im September in Indiens Hauptstadt Neu DelhiBild: Imago/Hindustan Times

Ein indisches Gericht hat im Zusammenhang mit den gewalttätigen Ausschreitungen gegen die religiöse Minderheit der Sikhs vor 34 Jahren einen führenden Politiker der Kongresspartei zu lebenslanger Haft verurteilt. Der High Court in Neu Delhi befand Sajjan Kumar wegen der Tötung von fünf Mitgliedern einer Sikh-Familie, der Anstiftung zur Gewalt und der Förderung von Feindschaft für schuldig.

Kumar habe im Zuge der Massaker an den Sikhs 1984 eine Menschenmenge in der Hauptstadt Neu-Delhi aufgefordert, Rache für die Ermordung von Ministerpräsidentin Indira Gandhi zu nehmen, erklärte das Oberlandesgericht. Wie die Zeitung "Times of India" ergänzend berichtete, sprachen die Richter den Politiker in ihrer historischen Entscheidung wegen krimineller Verschwörung, Volksverhetzung und der Störung kommunalen Friedens für schuldig. Der heute 73-Jährige beteuerte seine Unschuld, Kumars Anwälte kündigten an, in Berufung zu gehen. Kumar war in den 1980er Jahren Kongressabgeordneter im Parlament. 2013 wurde er freigesprochen, im Berufungsverfahren erfolgte nun das Urteil.

Indien nach Mord an Indira Gandhi | Bestattung in Neu Delhi 1984
Rajiv Gandhi entzündet den Leichnam seiner Mutter Indira bei der Trauerfeier am 3. November 1984 in Neu Delhi Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Karadia

Die Unruhen waren wenige Stunden nach dem Mord an Gandhi durch zwei ihrer Sikh-Leibwächter im Oktober 1984 ausgebrochen. Drei Tage lang wurden Sikhs gejagt, vergewaltigt und getötet, ihre Häuser und Geschäfte angezündet. Im ganzen Land, insbesondere aber in Neu Delhi, wurden Menschen aus ihren Häusern gezerrt und bei lebendigem Leib verbrannt. Amtlichen Angaben zufolge starben fast 3000 Menschen. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.

Die Vorgeschichte: Zu Beginn der 1980er Jahre kämpften Sikh-Separatisten mit Waffengewalt im Nordwesten Indiens für eine Loslösung der Region Punjab und einen eigenen Staat. Indira Gandhi ließ die Armee im Juni 1984 den Goldenen Tempel in der Stadt Amritsar - das bedeutendste Gotteshaus der Sikhs - stürmen, weil sich dort die Führer der Separatisten mit ihren Anhängern verschanzt hatten. Dabei starben Hunderte Menschen. Aus Rache töteten die beiden Leibwächter die Premierministerin am 31. Oktober des Jahres.

Der Goldene Tempel von Amritsar, das  größte Heiligtum der Sikhs (Foto: DW/A. Chatterjee)
Der Goldene Tempel von Amritsar, das größte Heiligtum der SikhsBild: DW/A. Chatterjee

Bisher wurden nur wenige Täter wegen der Massaker an den Sikhs belangt. In der vergangenen Woche nominierte die Kongresspartei den ehemaligen Minister Kamal Nath trotz seiner mutmaßlichen Verwicklung in die Pogrome gegen die Sikhs zum Premierminister des Bundesstaates Madhya Pradesh. Im November wurde Yashpal Singh wegen der Tötung zweier Männer in Neu Delhi während der Unruhen zum Tode verurteilt. Ein weiterer Verurteilter bekam für seine Beteiligung an der Tat eine lebenslange Haftstrafe. Die letzte Todesstrafe in diesem Zusammenhang war 1996 verhängt worden. Die Sikh-Gemeinde wirft gleich mehreren indischen Regierungen vor, es versäumt zu haben, die Verantwortlichen für die Gewalttaten vor Gericht zu bringen.

Der religiösen Minderheit der Sikh gehören in Indien etwa 20 Millionen Menschen an. Weltweit gibt es rund 27 Millionen Sikh.

sti/jj (afp, dpa)