Lebenslange Haft für Thalys-Angreifer
17. Dezember 2020Mehr als fünf Jahre nach dem vereitelten Anschlag in einem Thalys-Hochgeschwindigkeitszug ist der Haupttäter Ayoub El Khazzani zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Pariser Richter sahen es als erwiesen an, dass der Marokkaner "blindlings und wahllos" alle rund 200 Passagiere des Zuges töten wollte. Doch das Attentat misslang, weil Mitreisende den Angreifer niederrangen. Drei Helfer El Khazzanis wurden zu Haftstrafen zwischen sieben und 27 Jahren verurteilt.
Vor der Urteilsverkündung hatte sich der 31-jährige Hauptbeschuldigte reumütig gezeigt. Das Verbrechen tue ihm "von ganzem Herzen leid", sagte er in seinem Schlusswort. Im Verlauf des Prozesses hatte er die Absicht gestanden, Fahrgäste umzubringen. Allerdings seien ihm in letzter Sekunde Bedenken gekommen. Als Auftraggeber nannte er den später getöteten Islamisten Abdelhamid Abaaoud von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), der unter anderem als Planer der Anschläge vom November 2015 in Paris gilt, denen 130 Menschen zum Opfer fielen.
Ladehemmung war lebensrettend
Die Anklage ging davon aus, dass ein Blutbad nur deshalb verhindert wurde, weil Khazzanis Waffen mehrfach nicht auslösten und der unter anderem mit einer Kalaschnikow bewaffnete Täter von Mitreisenden überwältigt werden konnte. Bei dem Attentatsversuch auf der Fahrt von Amsterdam nach Paris hatte der Marokkaner das Feuer eröffnet und mit einem Messer um sich gestochen, als mehrere Männer sich ihm in den Weg stellten. Zwei Menschen wurden verletzt.
Die Attacke im August 2015 hatte international für Aufsehen gesorgt. Drei junge Touristen aus den USA, die El Khazzani im Zug bewusstlos schlugen, wurden später zu Filmhelden: In dem Drama "The 15:17 to Paris" des US-Regisseurs Clint Eastwood spielten die drei - ein Soldat, ein Angehöriger der Nationalgarde und ein Student - sich selbst.
jj/sti (dpa, afp)