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Langfristiges Engagement

Marcel Fürstenau 25. Juni 2003

Der bekannte deutsche Entwicklungshelfer und ehemalige Schauspieler Karl-Heinz Böhm warb im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit für sein Projekt in Äthiopien. Ziel ist die Ausbildung junger Menschen.

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Zielgruppe von Böhms Projekt: Kinder und Jugendliche in ÄthiopienBild: UNO

"Es gibt keine ‚Dritte Welt', wir allen leben in einer Welt", sagt Karl-Heinz Böhm. Und macht mit diesem Satz deutlich, dass ein Umdenken in der Entwicklungshilfe für ihn schon im Sprachgebrauch beginnt. Wichtig sei, sagte Böhm im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit am Mittwoch (25. Juni 2003) aber auch und erst recht ein Umdenken auf politischer Ebene. Unterstützung dürfe nicht an Bedingungen geknüpft werden. Und anstatt von Entwicklungshilfe sollte von Zusammenarbeit mit Partnerländern gesprochen werden. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) sei diesen Schritt in den vergangenen Jahren gegangen, lobte Böhm.

Von seinen Gesprächen mit deutschen Politikern erhofft sich der Österreicher die Finanzierung eines 850.000 Euro teuren Selbsthilfe-Projekts. Damit sollen 240 Äthiopier zu Facharbeitern für Metallverarbeitung, Automechanik, Elektrizität und moderne Landwirtschaft ausgebildet werden. Böhm erhofft sich davon einen langfristigen Effekt: "Diese jungen Menschen, die dieses Diplom machen, sind die zukünftige Generation von Handwerkern und Menschen, die auch das Bürgertum aufbauen, was es in Äthiopien so gut wie nicht gibt. Und deswegen halte ich das für ein Projekt, das für die Bekämpfung der Armut und des sozialen Notstandes wirklich absolut notwendig ist."

Viel Geduld notwendig

Um Äthiopien und Afrika insgesamt auf einen besseren Weg zu führen, bedarf es nach Überzeugung Böhms eines anderen westlichen Blicks auf diesen Kontinent und seine Jahrhunderte alte Kolonialgeschichte. So wichtig kurzfristige Erfolge in der Armutsbekämpfung seien, es werde noch Generationen dauern, bis sich die Lage grundlegend verändert haben wird: "Und ich glaube, man muss das mit sehr anderen Augen ansehen, als bei uns in der schnellebigen Zeit: ‚Husch, husch, jetzt muss das passieren!' Das geht nicht. Das wird sicherlich noch viel Geduld erfordern, vor allem auch für die Menschen in Afrika, bis sie auf eine bessere Zeit hoffen können."

Böhm selbst will sein Lebenswerk, die Organisation "Menschen für Menschen'", weiterführen, obwohl er mit 75 Jahren schon lange in einem Alter ist, in dem andere ihren Lebensabend genießen. "Mein Vater hat mir einmal etwas Wunderbares gesagt. 'Du, wenn Du an Rente denkst oder Pension, dann kaufe Dir lieber gleich ein schönes Grab und einen guten Sarg. Denn dann ist es bald zu Ende. Arbeite so lange, wie Du kannst, wie Dir die Natur die Möglichkeit gibt. Dann ist es der richtige Weg.' Den versuche ich zu gehen. Und ich wünschte mir, dass viele Menschen auch so denken würden."

Mehr als 20 Jahre im Einsatz

Seit 22 Jahren lebt und arbeitet Böhm für die von ihm gegründete Organisation "Menschen für Menschen". Mehr als 175 Millionen Euro sind in dieser Zeit für Hilfsprojekte gespendet worden. Finanziert wurden damit unter anderem Krankenhäuser, Schulzentren, Wasserstellen und Straßen. Lauter kleine Erfolge im Kampf gegen Hunger und Armut, die das große Problem indes lediglich lindern, aber nicht lösen konnten.