Landwirtschaft in Europa
Es geht um viel Geld: Der Landwirtschaftsetat ist der größte Posten des Finanzplans der Europäischen Union. Doch die wirtschaftlichen Voraussetzungen könnten an den verschiedenen Standorten gegensätzlicher nicht sein.
Dicker Batzen
Die Landwirtschaft in der EU wird mit rund 47 Milliarden Euro subventioniert, das ist der größte Posten im EU-Haushalt. Die Geldverteilung an die Landwirte erfolgt nach Größe des Grundbesitzes, unabhängig von ihren landwirtschaftlichen Produkten. Dabei sind die Arbeitsvoraussetzungen nicht nur zwischen den einzelnen EU-Mitgliedstaaten, sondern auch innerhalb dieser Staaten grundverschieden.
Bergidylle zu verkaufen
Die Frühstücksmilch kommt von glücklichen Kühen, die auf saftigen Weiden stehen: Die Werbung suggeriert dem Verbraucher eine heile Bauernhofidylle. In Wirklichkeit kommt die Milch oft aus Massenproduktion, bei der die Tiere in einem Stall stehen und kaum Auslauf haben. Das Gras im Stall ist getrocknet oder wird komplett durch anderes Streugut ersetzt.
Fließbandarbeit im Kuhstall
Damit Landwirte auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sind, müssen sie in eine effiziente Produktion investieren. Melkkarrussells sparen Zeit und ersetzen Arbeitskräfte. Dreimal täglich werden die Kühe in diesem modernen Melkkarrussell gemolken. Hightech im Kuhstall hat die Handarbeit verdrängt. Die Landwirtschaft wird immer mehr optimiert.
Massentierhaltung
Masthähnchen werden in der Intensivhaltung innerhalb kürzester Zeit gemästet, damit der Betrieb einen hohen Fleischgewinn erzielt. In der Intensivmast wachsen Hähnchen dreimal so schnell wie Legehennen und erreichen ihr Gewicht von 1,5 bis 1,8 Kilo innerhalb von 30 Tagen. Nur der massive Einsatz von Antibiotika macht es möglich, dass die Jungtiere diese Haltung überleben.
Harte Arbeit für das Auskommen
Seit dem EU-Beitritt vieler osteuropäischer Länder drängen die dort ansässigen Bauern auf den europäischen Markt. Rumänischer Ackerboden ist der preiswerteste in der Europäischen Union. Große Unternehmen kaufen dort erhebliche Flächen und bearbeiten ihre Felder mit modernen Maschinen. Tausende Kleinbauern pflügen ihre Felder hingegen noch mit Esel oder Ochsen. Sie kämpfen ums Überleben.
Weinlese ist reine Handarbeit
Trotz hoher Arbeitslosenzahlen finden deutsche Winzer kaum einheimische Erntehelfer. Saisonarbeiter aus EU-Ländern können für sechs Monate im Jahr innerhalb der Union als Erntehelfer in der Landwirtschaft arbeiten. Für Rumänen und Bulgaren ist der Zugang zum Arbeitsmarkt allerdings noch beschränkt. Erst ab 2014 gilt für sie die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit in allen EU-Staaten.
Handverlesene Oliven
Aus einer Ernte von vier bis fünf Kilo Oliven wird ein Liter des grün-goldenen Olivenöls gepresst. Diese Menge zu pflücken, erfordert viel Muskelkraft. Eine Arbeit, die oft auswärtige Erntehelfer übernehmen. Doch um ihren Lohn finanzieren zu können, muss der Ertrag groß und der Gewinn hoch sein. Das ist schwierig für kleine Landwirte, denn der Konkurrenzdruck durch große Betriebe steigt.
Hoffnungsvolle Suche
Auf der Suche nach Arbeit ist kein Weg zu lang. Saisonarbeiter reisen quer durch die Europäische Union - in der Hoffnung, Arbeit zu finden. Ihr Wunsch ist es, genügend Geld zu verdienen, um die Familie zu ernähren. Zurück bleiben die Kinder im Heimatland. Die Familien sind zerrissen.
Subventionierter Flughafen
Die EU-Subventionen sind eigentlich für Landwirte gedacht. Allerdings bekommt auch jeder, der über Ackerland und Wald verfügt, Geld von der EU. So auch der viertgrößte Flughafen Europas "Schiphol" bei Amsterdam. Etwa 50 Millionen Passagiere und 1,5 Millionen Tonnen Fracht werden von hier aus jährlich befördert. Von Landwirtschaft keine Spur. Autorin: Sabrina Pabst | Redaktion: Friedel Taube