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Lammert in Israel: "Wunder der Geschichte"

24. Juni 2015

Er ist der fünfte Politiker der Bundesrepublik, der im israelischen Parlament sprach. Norbert Lammert hielt seine Rede in Jerusalem auf Deutsch - was bei früheren Reden noch für Empörung gesorgt hatte.

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Bundestagspräsident Norbert Lammert im Chagall-Saal der Knesset (Foto: EPA/ABIR SULTAN)
Bundestagspräsident Norbert Lammert im Chagall-Saal der KnessetBild: picture-alliance/dpa/A. Sultan

Bundestagspräsident Norbert Lammert hat die 50-jährigen diplomatischen Beziehungen zu Israel als "Geschenk" gewürdigt. Bei einer Ansprache in deutscher Sprache vor der Knesset sagte er: "Freundschaften kann man sich nicht verdienen, Freundschaften sind ein Geschenk."

Die Intensität des deutsch-israelischen Verhältnisses sei ein "Wunder der Geschichte", so der Bundestagspräsident. Zu verdanken sei dies besonders dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem ersten Ministerpräsidenten Israels, David Ben-Gurion. Die beiden Regierungschefs hätten "die Einsicht und die Entschlossenheit zu einem Neuanfang" besessen. 1952 hatten beide Staaten das Luxemburger Abkommen geschlossen, das im Mai 1965 in den Austausch offizieller Botschafter mündete.

"Verpflichtung und dauerhafte Aufgabe"

Deutschland sei in diesem Jahr der Erinnerung stolz auf die enge Partnerschaft und Freundschaft. "Aber wir begreifen sie als das, was sie sind: eine Verpflichtung und dauerhafte Aufgabe." Lammert erklärte, dass Deutschen wie Israelis eine besondere Verantwortung in den Regionen zukomme, in denen sie lebten: "Deutschland in Europa, Israel im Nahen Osten."

Dabei mahnte der Gastredner erneut eine friedliche Lösung im Nahostkonflikt an. "Vieles ist verhandelbar, das Existenzrecht Israels ist es nicht. Aber es bedarf auch einer Verhandlungslösung, um den Konflikt mit den Palästinensern beizulegen." Er warb für einen "stabilen, friedlichen, demokratisch organisierten palästinensischen Staat". Das entspreche den langfristigen Sicherheitsinteressen Israels, fügte er hinzu.

"Immer besonders"

Lammert bekräftigte, die Verantwortung für Israel sei "Teil der deutschen Staatsräson". Angesichts der düsteren Vergangenheit könnten die Beziehungen beider Länder niemals "normal" sein. Sie blieben immer "besonders". Für das kommende Jahr kündigte der Bundestagspräsident eine Konferenz der Interparlamentarischen Koalition zur Bekämpfung des Antisemitismus in Berlin an. "Antisemitismus, wo immer er auftritt, ist nicht akzeptabel. In Deutschland ist er unerträglich."

Zu Beginn und am Schluss seiner Rede sagte Lammert einige Sätze auf Hebräisch. Die Abgeordneten quittierten dies mit starkem Beifall. An der feierlichen Sitzung nahmen auch der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin und Regierungschef Benjamin Netanjahu teil.

Bundespräsident Johannes Rau hatte am 16. Februar 2000 als erster deutscher Politiker vor der Knesset gesprochen. Weil er seine Rede auf Deutsch halten durfte, blieb ein Drittel der Abgeordneten fern. Auch als Bundeskanzerlin Angela Merkel als erste ausländische Regierungschefin im März 2008 vor dem israelischen Parlament sprach - ebenfalls auf Deutsch, der Sprache der Täter im Dritten Reich -, veranlasste dies immerhin noch eine Handvoll Abgeordnete, den Saal nicht zu betreten.

jj/se (dpa, afp, epd, kna)