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Künstliche Inseln als Europas Silicon Valley

7. Januar 2019

Kopenhagen soll größer und gleichzeitig grüner werden: Vor der Küste der dänischen Hauptstadt sind neun künstliche Inseln geplant, auf denen das "innovativste Gewerbegebiet Nordeuropas" entstehen soll.

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Die kleine Meerjungfrau, Wahrzeichen von Kopenhagen, Dänemark
Bild: picture-alliance

Einst war der Küstenstreifen südlich von Kopenhagen ein kleines Paradies. In der Region, die heute Avedøre Holme heißt, gab es kleine Inseln und Seen, überall wucherte die Natur üppig, wie sie wollte. Dann wurde in den 1960er Jahre das Areal künstlich umschlossen, mit Erde aufgefüllt und in einen Industriepark verwandelt. Das damals aus dem Boden gestampfte Gewerbegebiet sei mittlerweile eines der "größten und am besten funktionierenden in ganz Norderuropa", heißt es beim dänischen Wirtschafts- und Innenministerium.

Nun der nächste Schritt, wobei diesmal auch die Natur zum Zuge kommen soll: Gemeinsam mit der dänischen Regierung und mit Unterstützung der Hauptstadt Kopenhagen plant die zuständige Kommune Hvidovre eine zusätzliche Erweiterung. Bis zum Jahr 2040 sollen hier neun künstliche Inseln entstehen - ebenfalls für Firmenansiedlungen, aber mit dem Ziel, besonders nachhaltig zu sein. So sind die Inseln vom Reißbrett jede für sich recht klein, überall gibt es Grünflächen und sie bilden eine 17 Kilometer lange, naturnahe Küstenlinie.

Groß und trotzdem grün

"Holmene" heißt das Projekt, auf deutsch "die kleinen Inseln". Dadurch werde eines der größten, grünsten und innovativsten Gewerbegebiete Nordeuropas geschaffen, teilten die dänische Regierung und die Kommune Hvidovre mit: 700.000 Quadratmeter groß soll es einmal werden, was gut 420 Fußballfeldern entspricht.

Dänisches Insel-Projekt Holmene
Dänisches Insel-Projekt "Holmene" (Computersimulation): "Europäisches Silicon Valley"Bild: Urban Power für die Kommune Hvidovre

380 Firmen sollen hier eine Heimat finden und 12.000 Arbeitsplätze entstehen. Um besonders nachhaltig zu sein, soll auf einer der neun Inseln eine Anlage gebaut werden, die den Hauptstadtmüll in Biogas verwandelt, das Schmutzwasser reinigt und die Energie der zahlreichen Windräder speichert.

Der Direktor der Arbeitgebervereinigung Dansk Erhverv, Ex-Wirtschaftsminister Brian Mikkelsen, sprach im Sender TV2 bereits von einem "europäischen Silicon Valley", das dort entstehen könne. Durch das Projekt werde der Standort Dänemark im internationalen Wettbewerb gestärkt, wenn es darum gehe, Unternehmen ins Land zu holen, sagte Innenminister Simon Emil Ammitzbøll-Bille.

Dänisches Insel-Projekt Holmene
Geplante Holmene-Anlagen (Computersimulation): Hauptstadtmüll in Biogas verwandelnBild: Urban Power für die Kommune Hvidovre

Rund um Kopenhagen fehle Platz für die Industrie, so Wirtschaftsminister Rasmus Jarlov. "Es ist äußerst wichtig, dass wir daran arbeiten, die Rahmenbedingungen für Wachstum und Entwicklung in der Hauptstadtregion zu stärken." Das Projekt sei ein Wachstumsmotor für ganz Dänemark.

Fertigstellung 2040

Bis die Inseln bezugsfähig sind, wird es allerdings noch viele Jahre dauern: Zunächst muss noch das dänische Parlament dem Projekt zustimmen. Geht es nach der Regierung, soll der erste Spatenstich 2022 gemacht werden, 2040 soll Holmene dann fertig sein. Wie teuer das Projekt schätzungsweise sein wird, konnte eine Sprecherin der Kommune Hvidovre zunächst nicht sagen.

Dänemark: Industriegebiet Avedøre Holme in Kopenhagen
Industriegebiet Avedøre Holme: In den 1960er Jahren aus dem Boden gestampftBild: picture-alliance/Scanpix Denmark/Mikkel OEstergaard

Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen hatte bereits Anfang Oktober Pläne für eine anderes Projekt vorgestellt: eine riesige künstliche Insel, die die Fläche Kopenhagens vergrößern und die Stadt gleichzeitig vor Sturmfluten und steigendem Meeresspiegel schützen soll. Die neue Insel mit dem Projektnamen Lynetteholmen soll in einigen Jahrzehnten Wohnraum für 35.000 Menschen bieten.

Beim Projekt Holmene handelt es sich dagegen um ein reines Wirtschaftsprojekt, so Minister Jarlov. Kopenhagen hat bereits mehrere künstlich aufgeschüttete Landflächen unter anderem im Bereich des Nordhafens und der Insel Amager im Osten.

AR/sti (dpa, rtr, oim.dk)