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Orkan "Kyrill"

19. Januar 2007

Dutzende Tote, Verkehrschaos, umgeknickte Strommasten, abgedeckte Dächer und tausende entwurzelter Bäume: Das ist die europaweite Bilanz von "Kyrill". Jetzt beginnen die Aufräumarbeiten, die Lage normalisiert sich.

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Umgestürzte Baum (Quelle: AP)
Umgestürzte Bäume - überall in EuropaBild: AP

"Kyrill" (altgriechisch: "Der Herr") - einer der schwersten Stürme der vergangenen 20 Jahre über Deutschland und Europa - hat nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia Spitzengeschwindigkeiten von über 200 Kilometern pro Stunde erreicht. Auch in den Niederlanden, Frankreich und anderen europäischen Ländern hinterließ "Kyrill" Verwüstungen.

Mit Schirmen schuetzen sich Passanten gegen Wind und Regen. Foto: AP
Gegen 'Kyrill' nutzen Schirme nichts mehrBild: AP

Auf den britischen Inseln sind mindestens zwölf Menschen getötet worden und auch am Freitag waren immer noch tausende Haushalte ohne Strom. Nach Angaben des Wetterdienstes war der Sturm der schwerste, den Großbritannien seit 17 Jahren erlebte.

Frankreich hat Glück gehabt

Der französische TGV-Hochgeschwindigkeitszug Eurostar hat am Freitag die Fahrten zwischen Paris und London wieder aufgenommen, nachdem der Orkan eine Oberleitung zerstört hatte und der Betrieb eingestellt werden musste. In Frankreich kamen zwei Autofahrer ums Leben, es gab mehrere Verletzte und einige Schäden, insgesamt streifte der Orkan Frankreich aber nur.

Reisende der Deutschen Bahn warten auf dem Bahnhof (Quelle: AP)
Tausende Reisende mussten auf Bahnhöfen übernachtenBild: AP

In Polen wurden nach Medienberichten drei Menschen getötet. Ein Kranführer sei beim Zusammensturz der Baumaschine getötet und ein Lastwagenfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen worden, berichtete der Sender TVN24 am Freitag. In den Niederlanden wurden fünf, in Tschechien drei und in Belgien mindestens zwei Sturmtote gemeldet. Österreich und die Schweiz wurden von "Kyrill" nur gestreift – größere Schäden oder Verletzte gab es dort kaum.

Schneller vorbei, als erwartet

Auch in Deutschland haben, nachdem "Kyrill" schneller als erwartet über Deutschland hinweg gefegt ist, bereits am frühen Freitagmorgen überall die Aufräumarbeiten begonnen. Abgedeckte Dächer, zerfetzte Stromleitungen und entwurzelte Bäume verursachten ein bundesweites Verkehrschaos. Im Berliner Hauptbahnhof stürzte ein tonnenschwerer Stahlträger aus 40 Metern Höhe auf eine Treppe im Eingangsbereich. Verletzt wurde niemand, aber der kürzlich erst eröffnete Bahnhof musste komplett gesperrt werden.

Mit Absperrbaendern der Polizei ist der Hauptbahnhof von Berlin am Freitag, 19. Januar 2007, weitraeumig abgesperrt. Foto: AP
Der kürzlich erst eröffnete Berliner Hauptbahnhof musste abgesperrt werdenBild: AP

Nach der bundesweiten Einstellung des Bahnverkehrs fuhren am Freitagmorgen auf einigen Hauptstrecken wieder die ersten Züge. "Mit Verspätungen ist zu rechnen, da die ersten Züge noch vorsichtig fahren", kündigte sagte Bahn-Sprecher Ole Constantinescu an. Immer noch seien die meisten Strecken wegen umgestürzter Bäume und herab gerissener Oberleitungen unbefahrbar.

"Sturmfrei" in Schulen

Die deutschen Küstenregionen, die sich auf schwerste Sturmfluten eingerichtet hatten, waren vergleichsweise glimpflich davon gekommen: Die Sturmflut auf der Nordseeinsel Sylt war weniger schlimm, als erwartet, auf den ostfriesischen Inseln Norderney und Borkum blieb sie aus. Mittlerweile haben auch die Fähren an der nordfriesischen Küste wieder den Betrieb wieder aufgenommen.

In Bayern fiel am Freitag der Unterreicht an allen öffentlichen Schulen aus. In Sachsen waren am Freitag immer noch rund 16.000 Haushalte ohne Strom. In Nordrhein-Westfalen, wo vier Menschen durch den Orkan ums Leben kamen und 126 verletzt wurden, sprachen die Behörden in einer ersten Bilanz von einem Sachschaden von 29 Millionen Euro.

Russische Pipeline auch betroffen

Küste am Hafen in Bremerhaven (Quelle: AP)
Die schwere Sturmflut an der Nordseeküste ist ausgebliebenBild: AP

Auch den Flugverkehr Europas hat "Kyrill" durcheinander gewirbelt: Am Drehkreuz Frankfurter Flughafen mussten rund 200 der täglich etwa 1.400 Flüge gestrichen werden, am Freitag habe sich die Lage aber wieder normalisiert, es gebe nur noch vereinzelt Ausfälle, sagte eine Flughafensprecherin.

Und nach ukrainischen Angaben soll "Kyrill" auch einen Teil der Pipeline lahm gelegt haben, die russisches Öl Richtung Westen transportiert. Zwei Pumpstationen entlang der Pipeline in der Ukraine seien von einem Stromausfall betroffen, teilte der Zivilschutz des westukrainischen Gebietes Lwow (Lemberg) am Freitag mit. Die Gesamtlieferungen russischen Erdöls seien aber nicht gefährdet, gab der russische Pipelinebetreiber Transneft in Moskau bekannt. (ina)