Kunstblut und Parolen in Montreux
Nicht nur 45 Delegationen sind in die Schweiz gereist, um über die Zukunft Syriens zu reden. Auch Anhänger und Gegner von Präsident Assad haben sich versammelt - sie singen, marschieren und errichten Installationen.
Der Wunsch nach Waffenruhe
Place du Marché in Montreux: Ein Mann trägt eine Maske des syrischen Präsidenten Assad und steht vor einer Kriegskulisse, seine Hände sind blutverschmiert. Vor dem Hintergrund der Konferenz will avaaz.org auf sich aufmerksam machen. Das weltweite Kampagnen-Netzwerk, das mit Bürgerstimmen politische Entscheidungen beeinflussen will, fordert einen diplomatischen Durchbruch in der Syrien-Krise.
Politische Lösung erwünscht
Avaaz.org setzt meist auf die Wirksamkeit von E-Mails und online-Petitionen, aber eben auch auf Protestaktionen. Im Windschatten der Friedenskonferenz sollen möglichst viele Menschen erreicht werden. Bei einer Umfrage der Organisation unter 1000 syrischen Flüchtlingen im Libanon hatten sich 75 Prozent für eine Waffenruhe ausgesprochen und sogar 85 Prozent für eine politische Lösung.
Botschaft an Assad Delegation
Eine weitere Gruppe von Demonstranten kommt aus Frankreich und hat eine 12-stündige Busfahrt hinter sich. Vor der Absperrung des Tagungshotels skandieren die Männer und Frauen: "Assad ist ein Lügner, Assad ist ein Lügner". Es ist zwar eine überschaubare Gruppe, aber ihr Gesang dringt bis ins Petit Palais Montreux durch. Die Delegation von Baschar al-Assad dürfte sie laut und deutlich hören.
Gegen Genf I
Die lautstarken Assad-Gegner ziehen später weiter auf den Place du Marché. Zu traditionellen Liedern schwenkt sie eine riesige Syrien-Fahne. Einer der Aktivisten erklärt, man sei gegen die Beschlüsse der ersten Syrien-Konferenz von 2012. Diese sieht eine Übergangsregierung vor, an der auch Assad beteiligt sein könnte. Das, so die Demonstranten, wolle man auf gar keinen Fall akzeptieren.
Revolution statt Opposition
Die Anti-Assad-Aktivisten bezeichnen sich nicht als Opposition, sondern als Revolutionäre. Die Opposition habe nur repräsentativen Charakter und tue nichts, sagt einer der Demonstranten. Er wünscht sich ein freies, pluralistisches Syrien.
"Es kann nur einen geben"
Auch Anhänger von Syriens Präsident Baschar al-Assad sind nach Montreux gekommen, um die syrische Delegation zu unterstützen. "Baschar ist unser Präsident. Es kann nur einen geben - und das ist er", singen die Frauen und Männer, die aus verschiedenen europäischen Ländern angereist sind.
Politische Lösung ja, aber...
Die Pro-Assad-Demonstranten sind empört darüber, dass der Iran von der Konferenz wieder ausgeladen wurde. Sie halten Fahnen der Hisbollah hoch, die enge Bande mit dem Iran und Syrien pflegt. Nur Assad könne den aufkeimenden Terrorismus und Dschihadismus im Land bekämpfen. Daher müsse er an der Macht bleiben, fordert einer der Teilnehmer.
Verhandlungen im Palast
Unbeeindruckt vom Protest auf den Straßen von Montreux wurde im Petit Palais weiter verhandelt. Zum ersten mal seit dem Ausbruch der Gewalt in Syrien vor drei Jahren saßen die Konfliktparteien gemeinsam an einem Tisch. Die Chancen für ein Ende der Kämpfe sollen zunächst in getrennten Gesprächen ausgelotet werden. Doch die Hoffnungen auf einen Erfolg sind gering.