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Kroatien und Serbien sperren ihre Grenze

24. September 2015

Der Flüchtlingsstrom durch die Balkanländer nimmt kein Ende. Die Nachbarländer Serbien und Kroatien streiten darüber, wie mit den Menschen umzugehen ist. Der Güterverkehr an der gemeinsamen Grenze kommt zum Erliegen.

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LKW-Schlange an der Grenze zu Serbien (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo/D. Vojinovic

Beremend: Grenzübergang wird zur Festung

Kroatien hat nach Polizeiangaben die Grenze für Bürger aus Serbien dicht gemacht. Serbische Staatsbürger und in Serbien registrierte Autos würden bis auf weiteres nicht mehr ins Land gelassen, sagte ein kroatischer Grenzpolizist. Im Gegenzug sperrte Serbien seine Grenzen für den Güterverkehr aus dem Nachbarland mit sofortiger Wirkung (Artikelbild). PKW seien von der Regelung indes nicht betroffen, versicherte Innenminister Nebojsa Stefanovic.

Hintergrund ist ein Streit über die zahlreichen Flüchtlinge, die die gemeinsame Grenze überqueren. Die Regierung in Zagreb fordert von Serbien, die eintreffenden Flüchtlinge auch nach Ungarn und Rumänien zu leiten. Weil Ungarn seine Grenze zu Serbien dicht gemacht hatte, weichen die Flüchtlinge verstärkt auf die sogenannte Balkanroute von Serbien nach Kroatien aus.

Kroatien: Das ist nicht normal

Innerhalb einer Woche hatte Serbien 45.000 aus Mazedonien eintreffende Migranten an die Grenze nach Kroatien geschickt. Diese Maßnahmen seien "wirklich albern", zitierte die Zagreber Zeitung "Jutarnji liste" den kroatischen Regierungschef Zoran Milanovic. Sein serbischer Kollege Aleksandar Vucic habe ihm telefonisch versprochen, nicht mehr wie bisher Tausende Flüchtlinge nach Kroatien zu schicken, sagte Milanovic. Vucic habe aber "nichts unternommen". Das sei kein normales Verhalten, fügte er im Fernsehen hinzu.

Flüchtlinge in Serbien, die nach Kroatien weiter wollen (Foto: Reuter)
Tausende Flüchtlinge in Serbien wurden nach Kroatien geschicktBild: Reuters/B. Filipovic/Stringer

Weil Kroatien die ankommenden Flüchtlinge schnell loswerden will, werden sie mit Bussen zur ungarischen Grenze, zu den Übergängen Beremend, Barcs und Letenye gebracht. Die ungarischen Behörden übernehmen die Menschen und transportieren sie ihrerseits mit Bussen und Zügen zur österreichischen Grenze.

Ungarn verzeichnet erneut Rekordzahlen

Wie die Polizei in Ungarn mitteilte, trafen allein am Mittwoch über 10.000 Schutzsuchende ein abermals so viele wie noch nie an einem einzigen Tag. Mitte September hatte Ungarn bereits einen ersten Rekord verzeichnet, als an einem Tag knapp 9400 Asylsuchende ankamen.

Karte Neue Balkan Fluchtroute Deutsch

Von Ungarn aus werden die Ankommenden weiter nach Österreich gebracht. Im Burgenland kamen am Mittwoch 5900 Menschen an, seit Mitternacht trafen heute weitere 2200 ein. Die meisten wollen von Österreich aus weiter nach Deutschland und Schweden.

Österreich schickt Flüchtlinge zurück auf den Balkan

Ob das auch künftig gelingen wird, ist fraglich. Die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner kündigte jetzt an, die südeuropäischen Transitländer müssten sich in den kommenden Tagen auf Tausende abgewiesene Migranten aus dem Norden einstellen. Am Rande einer CSU-Tagung im bayerischen Kloster Banz, zu der die Ministerin eingeladen war, sagte sie, in Slowenien und Kroatien stellten Migranten kaum Asylanträge, obwohl bereits diese Länder sicher seien.

Daher wolle man die Menschen dorthin zurückbringen. Bereits jetzt schicke ihr Land eine große Zahl Flüchtlinge zurück. "Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, haben wir in Österreich, glaube ich, mehr als 5000 oder 5500 Menschen zurückgebracht, hier vor allem auch nach Bulgarien, Rumänien." Die Flüchtlinge hätten kein Recht, sich das für sie wirtschaftlich attraktivste Land auszusuchen.

uh/wl (dpa,rtr,afp)