1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kroatien nimmt die Devisenreserven des ehemaligen Jugoslawien aus den USA

6. Mai 2003

– Offizielles Zagreb will Ermittlungen zum Verbleib von etwa 600 Millionen Dollar

https://p.dw.com/p/3bg1

Köln, 6.5.2003, DW-radio / Kroatisch

Kroatien ist der einzige Nachfolgestaat der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, der das vor zwei Jahren in Wien erzielte Abkommen über die Aufteilung des Vermögens nicht ratifiziert hat. Einer der Gründe dafür ist, dass Zagreb behauptet, in den Korb, der aufgeteilt werden soll, sei nicht alles hineingelegt worden, was geteilt werden müsse.

Vor kurzem haben nun die USA die blockierten Konten der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, SFRJ, freigegeben. Kroatien wird nun bald den USA die Kontonummer zukommen lassen, auf die 56 Millionen Dollar eingezahlt werden sollen. Diese Summe entspricht dem Teilbetrag, der Kroatien aus den 225 Millionen Dollar Devisenreserven der ehemaligen SFRJ zustehen. Diese Devisenreserven befanden sich in amerikanischen Banken und können nun von den Nachfolgestaaten übernommen werden.

Der Regierung zufolge wird Kroatien das Wiener Sukzessionsabkommen nicht ratifizieren. Denn es ist für Zagreb unannehmbar, dass sich nach Schätzungen bei amerikanischen Banken lediglich 56 Millionen Dollar befinden. Vor allem wenn in Betracht gezogen wird, dass anfänglich bei den Verhandlungen um die Aufteilung des Vermögens des ehemaligen Staaten 645 Millionen Dollar angeführt wurden. Ein hoher Regierungsvertreter sagte der Presse, die Regierung habe bereits eine Anwaltskanzlei damit beauftragt, zu ermitteln, was tatsächlich mit diesem Geld geschehen sei. Denn sie akzeptiere die Behauptungen von Serbien und Montenegro nicht, das es sich lediglich um buchhalterische, also Werte auf dem Papier handle und nicht um wirkliche Werte. Daher forderte Kroatien kürzlich, dass die besagten 225 Millionen Dollar bis auf Weiteres blockiert bleiben, was aber die USA ablehnten. Außerdem ist das Geld bereits an alle Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, die ihre Kontonummern eingereicht haben, ausgezahlt worden.

Aus diesen Gründen, so heißt es in Regierungskreisen, werde Kroatien das im Juni 2001 in Wien unterzeichnete Sukzessionsabkommen noch nicht ratifizieren. Auf dem Treffen der Arbeitsgruppe für die Aufteilung des Vermögens des ehemaligen Staates sei vereinbart worden, die Verhandlungen bis zum Ende fortzusetzen, es sollen aber auch die Ermittlungen um das verschwundene Geld aufmerksam verfolgt werden. Die Journalisten erhielten keine Erklärung dafür, warum das offizielle Zagreb eine Geschichte so geheim hält, die für die übrigen Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien bereits erledigt ist und über die offen geschrieben und geredet wird. (md)