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Kroatien: Deutliche Erhöhung von Strom- und Gaspreisen

8. Oktober 2002

– Neue Tarife rufen Proteste hervor

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Köln, 7.10.2002, DW-radio / Kroatisch

In Istrien und Rijeka ist es zu stürmischen Protestaktionen der Bevölkerung gekommen. Anlass dafür gab eine spürbare Erhöhung der Strom- und Gaspreise. Die Tatsache, dass die von der Regierung festgelegte Preiserhöhung von neun beziehungsweise 15 Prozent deutlich überschritten wurde, löste die Unzufriedenheit der Bevölkerung aus. Aus Zagreb berichtet Gordana Simonovic.

Als die Regierung vor ungefähr zwei Monaten beschlossen hatte, die Strom- und Gaspreise zu erhöhen, versicherte sie den Bürgern, dass sich Gas um zirka 15 Prozent und Strom um zirka neun Prozent verteuern würde. Die erste Verteuerung wurde damit gerechtfertigt, dass die Gasversorgung im Lande eingeführt wurde, und die zweite damit, dass der Verbrauch und die Zahlungsweise geregelt wurden. Es wurde behauptet, dass lediglich Großverbraucher die Verteuerung merklich spüren würden. Als erste machten Unternehmer darauf aufmerksam, dass das Versprechen der Regierung zweifelhaft sei. Denn ihre Berechnungen zeigten, dass sich der Gewerbestrom um 20 bis 50 Prozent verteuern könnte.

In Rijeka und Istrien erhalten die Einwohner bereits Abrechnungen nach dem neuen Tarif. Der Vorsitzende des Verbraucherverbandes aus Rijeka, Petar Ciganovic, erklärte, abhängig von der Verbrauchsart hätten Bürger um 50, 70 und sogar um 150 Prozent höhere Rechnungen erhalten. Deswegen rief er auf einer Versammlung in Rijeka, an der sich mehrere hundert Menschen beteiligten, dazu auf, sich gegen den Diebstahl von HEP (Kroatische Elektrowirtschaft – MD) zu wehren. In Pula fand ebenfalls eine Versammlung statt, an der ungefähr 1 500 Bürger teilnahmen. Dort hieß es, dass die Menschen nicht in Apathie verfallen und vor sich hin vegetieren dürfen. Sie sollten vielmehr darum kämpfen, dass ihre Bürgerrechte geachtet werden, besonders auch im Fall der neuen Tarifordnung.

Der Minister für Arbeit und Soziales Davorko Vidovic sagte, dass einige Stromrechnungen bis zu 200 Prozent höher seien. Er kündigte an, dass er als Minister eine Untersuchung fordern werde, ob HEP bewusst die Regierung betrogen habe oder ob es sich um fehlerhafte Abrechnungen handle. "Wenn die Regierung betrogen wurde, muss jemand dafür die Verantwortung übernehmen und es müssen Eilmaßnahmen getroffen werden, damit die Abrechnungen ein vernünftiges Maß nicht überschreiten und sie für die Bürger tragbar sind", sagte Vidovic.

HEP-Direktor Zeljko Covic behauptete beharrlich gegenüber CCN (Croatian Commercial Network – MD), dass die Teuerungsrate sich im Rahmen der angekündigten neun Prozent bewege und für die meisten Verbraucher die Rechnung gleich bliebe. Er schloss nicht aus, dass Fehler bei der Berechnung der Vorauszahlungen möglich seien. Covic versprach aber, dass sie korrigiert würden. Auf die Frage, wie es zu einer derartigen Teuerungsrate in Rijeka und Istrien gelangen konnte, sagte er, es handle sich wahrscheinlich um Verbraucher, die bislang Zähler für drei Tarife gehabt hätten. Diese Zähler kämen vorwiegend in dieser Gegend sowie in Osijek vor. (...) (md)