1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Kriegsszenen in der Karibik

Udo Bauer
6. April 2020

Die Marine Venezuelas hat ein Video veröffentlicht, das zeigen soll, dass das deutsche Kreuzfahrtschiff "Resolute" ein venezolanisches Patrouillenboot absichtlich gerammt hat. Das Boot war kurz darauf gesunken.

https://p.dw.com/p/3aYIR
Kreuzfahrtschiff RCGS Resolute
Panzerstahlbug gegen Arktiseis: die RCGS Resolute Bild: Imago Images/Aton Chile/R. Zamora

Das kurze Video zeigt, wie ein Soldat mit einer automatischen Waffe in Richtung des Kreuzfahrtschiffes schießt, offenbar als Warnung. Dann ist der Moment der Kollision zu erkennen. Der Bug der viel größeren „Resolute" rammt die Backbordseite des Marineschiffs. Auf dem bricht Geschrei und Hektik aus. In der Ferne ist die beleuchtete Brücke der „Resolute" zuerkennen. Was der Kollision voranging, ist nicht dokumentiert. War es ein absichtliches Rammen oder ist das Kriegsschiff der „Resolute" vor den Bug gefahren, um sie zu stoppen? Aus Sicht der Venezolaner ist das Video jedenfalls ein Beweis dafür, dass das Kreuzfahrtschiff an der Kollision schuld ist.

Widerspruch zur deutschen Darstellung

Der venezolanische Marinechef, Admiral Giuseppe Allessandrello Cimadevilla, spricht nicht, wie zuvor Staatschef Maduro, von einem Akt der Piraterie. Er bemüht sich um Sachlichkeit. In der Pressekonferenz am Samstag sagte er: "Die 'Resolute' hat zugegeben, in venezolanischen Gewässern gewesen zu sein, und ist trotzdem unseren rechtmäßigen Anordnungen nicht gefolgt." Man habe die 'Resolute' aufgefordert, dem Marineschiff zur Insel Margarita zu folgen, die zu Venezuela gehört.

Das deutsche Schiff unter portugiesischer Flagge habe stattdessen versucht, wieder in internationale Gewässer nach Nordwesten zu entkommen. Das Kriegsschiff sei parallel zur "Resolute" gefahren und habe Warnschüsse abgegeben. Dann habe das Kreuzfahrtschiff plötzlich scharf nach Steuerbord gedreht, worauf es zur Kollision gekommen sei.

Der deutsche Betreiber des Schiffes, die Columbia Cruise Services aus Hamburg, sieht das anders. In einer Pressemitteilung vom Freitag heißt es, die "Resolute" sei in internationalen Gewässern gewesen. Sie sei mehrfach von dem Kriegsschiff gerammt worden. Die "Resolute" sei dabei nicht beschädigt worden, weil sie einen verstärkten Bug habe. Denn sie sei für Expeditionskreuzfahrten in Arktis und Antarktis gebaut. Man habe der Crew des langsam sinkenden Schiffes über Funk Hilfe angeboten, aber keine Antwort bekommen.

Venezuela Verteidigungsminister zusammen mit Admiral Giuseppe Alessandrello Cimadevilla
Admiral Cimadevilla (1. v. r.) : "Die Resolute hat nicht geholfen"Bild: Getty Images/L. Roba

Funkstille in Hamburg

Auch dazu hat Admiral Cimadevilla eine andere Sicht. Die "Resolute" habe sich gleich nach der Kollision mit voller Kraft ("mit 15 Knoten") vom Ort der Havarie entfernt, ohne Hilfe anzubieten. Das venezolanische Schiff sei gekentert und die Besatzung habe erkennbar auf Rettungsflößen im Wasser getrieben. Ein schwerer Vorwurf, denn in einem solchen Fall ist nach internationalem Seerecht sofortige Hilfe geboten.

Gegenüber der DW sagte die Betreiberfirma Columbia nur, man habe den Statements von letzter Woche nichts hinzuzufügen. "Sie werden sicherlich selber festgestellt haben", heißt es in einer E-Mail der Pressestelle, "dass es sich bei dem Video (…), auf welches Sie sich beziehen, um eine sehr selektive bzw. nicht vollständige Version handelt." Die Black Box der Resolute werde derzeit von den Behörden ausgewertet.