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Krieg bis zum Sieg im Nordjemen?

15. Oktober 2009

Warum führt die jemenitische Armee Krieg gegen die Huthis im Nordjemen? Wie sollte sich die internationale Gemeinschaft verhalten? Jemens Botschafter Mohammed Lutf Al-Eryani im Interview.

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Mohammed Lutf Al-Eryani (Foto: DW)
Mohammed Lutf Al-Eryani, Botschafter der Republik JemenBild: Abdo Al-Mikhlafy/DW

DW-WORLD.DE: Schon seit 2004 gibt es Unruhen und blutige Kämpfe zwischen Huthis und jemenitischen Truppen. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diese Auseinandersetzung?

Die Huthis wollen ein schiitisches Imamat im Jemen etablieren. Sie lehnen Demokratie ab und sie sind der Meinung, dass nur Nachfolger der beiden Enkel des Propheten Mohammed (Al-Hassan und Al-Hussain) das Land regieren dürfen. Sie wollen durch einen Putsch die Rückkehr zu einer religiösen Staatsform erreichen, die das jemenitische Volk im Jahr 1962 abgeschafft hat.

Aber Yahya al-Huthi, der in Berlin lebt und als politischer Kopf der Rebellen im Exil gilt, sagt, dass er keinen religiösen Staat im Jemen etablieren möchte, sondern nur für einen demokratischen Jemen kämpft, der die Rechte der Minderheiten achtet.

Nach der Einheit Jemens im Jahr 1990 haben die Huthis eine politische Partei gegründet. Als sie gemerkt haben, dass die Partei keinen Erfolg haben wird, wandten sie sich der Gewalt zu. Die Huthis lehnen die Demokratie ab, weil ihrer Meinung nach dadurch jeder an die Macht gelangen kann. Aber sie wollen, dass nur die Nachfolger des Propheten Mohammed das Land regieren.

Gibt es andere Länder in der Region, die die Huthis unterstützten, um einen geistlichen schiitischen Staat zu etablieren?

Die Huthi-Rebellen bekommen bestimmt Unterstützung von anderen Ländern und Gruppierungen in der Region.

Haben Sie Beweise für diese Behauptungen?

Jemenitische Flüchtlinge (Foto: AP)
150.000 Menschen sind nach Schätzungen der UN im Jemen auf der FluchtBild: picture-alliance/ dpa

Es gibt Fakten, die das bestätigen. So hat sich zum Beispiel ein Huthi-Führer in einem Land aufgehalten, in dem die gleiche Glaubensrichtung wie die der Huthis praktiziert wird.

Meinen Sie Iran?

Uns ist bekannt, dass die Rebellen Kontakt zu Gruppen zum Beispiel im Iran und anderen Ländern mit ähnlicher Glaubensrichtungen haben. Und dass diese die Huthis durch ihre Medien unterstützen. Sie hätten diese Unterstützung bestimmt nicht bekommen, wenn sie nicht die gleiche Glaubensrichtung hätten. In Jemen herrscht seit mehreren Jahrhundert die Zaydia, das ist eine offene und tolerante schiitische Auslegung der Religion. Was die Huthis im Land etablieren wollen ist eine fremde, extremistische Glaubensrichtung.

Hilfsorganisationen haben Schwierigkeiten, Hilfsgüter im Nordjemen zu verteilen. Ist der Grund dafür die Sicherheit der Hilfsorganisationen oder gibt es andere Gründe?

Die jemenitische Regierung ist sehr daran interessiert, dass die Hilfsgüter bei den Flüchtlingen ankommen. Derzeit kommt es aber vor, dass die Rebellen die Hilfsgüter für sich selbst nehmen. Sie haben sogar die Hilfsgüter der jemenitischen Armee geklaut. Deswegen will die jemenitische Regierung sicher stellen, dass die Hilfslieferungen auch tatsächlich bei den Menschen ankommen und nicht bei den Rebellen.

Kämpfe im Nordjemen (Foto: AP)
Der Krieg im Nordjemen verschärft sich zunehmendBild: AP

Welche Rolle fällt der internationalen Gemeinschaft im Krieg zwischen Jemen und Huthi-Rebellen zu?

Das ist der sechste Krieg im Nordjemen seit 2004. Jedes Mal wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Aber er wurde immer wieder von den Huthis gebrochen. Diesen Krieg wollen wir - wie der jemenitische Präsident Ali Abdallah Saleh es ausdrückte, "bis zum Sieg führen". Wir vergleichen diesen Krieg mit dem im Jahr 1962, in dem das Imamat im Jemen abgeschafft wurde.

Die internationale Gemeinschaft kann dabei helfen, die Stabilität und der Einheit des Jemens zu unterstützen. Die Stabilität des Jemens ist wegen der strategischen Lage des Landes innerhalb der Region für die Welt wichtig. Es gibt Länder, die großes Interesse daran haben, dass in der Region Unruhe herrscht. Dafür benutzen sie naive, ungebildete Menschen aus dem Land, um ihre eigenen Interessen in der Region durchzusetzen. Die Ideologie dieser Gruppe ist nicht nur für den Jemen gefährlich, sondern für die ganze Welt. Die Leute hassen andere Kulturen und Religionen. Sie skandieren "Tod den USA, Tod Israel, Sieg für den Islam!" und andere extremistische Parolen. Deswegen sollte die internationale Gemeinschaft Jemen in seinem Kampf gegen diese Gruppe bis zum Sieg unterstützen.

Herr Prof.Dr. Mohammed Lutf Al-Eryani ist Botschafter der Republik Jemen in der Bundesrepublik Deutschland.

Das Interview führte Hicham Driouich.

Redaktion: Sarah Mersch