Kreuzfahrten ohne Extras
24. Mai 2005Für Preise ab 37,50 Euro pro Übernachtung bietet "easyCruise" Kurztrips zu so mondänen Orten der Riviera wie Monte Carlo, Nizza, Cannes oder Saint Tropez. Stelios, wie sich der zypriotische Unternehmer gerne nennen lässt, möchte vor allem die junge Kundschaft auf seinen Dampfer holen, die sich eine herkömmliche Kreuzfahrt nicht leisten kann. "Keine Schifffahrtslinie hat sich bislang für junge Leute interessiert, und man kann sie nur auf ein Schiff locken, wenn man sie Zeit an Land verbringen lässt", sagt Stelios.
Kreuzfahrtdampfer als Partyzubringer
Entsprechend sind die Touren ausgelegt. Das Schiff legt nachmittags in den Häfen an, damit die Gäste sich den ganzen Abend in den Nachtclubs tummeln können. Um vier Uhr morgens heißt es wieder "Leinen los". Die Kundschaft kann indes den ganzen Morgen ihren Rausch ausschlafen, damit der nächsten Party-Nacht an Land nichts im Weg steht.
Wie bei der Fluglinie "easyJet" werden auch bei "easyCruise" die - teuren - Annehmlichkeiten weggelassen: Die Tickets werden über das Internet verkauft, je früher man dran ist, desto billiger sind die Tickets. In den Kabinen gibt es weder Fernsehen noch Telefon, Kleiderstangen ersetzen Schränke. Stewards in weißen Uniformen, die kühle Cocktails herumreichen, sucht man ebenso vergeblich wie erlesene Restaurants. Essen und Getränke in den Bordbars kosten extra. Eines gibt es aber im Überfluss: Orange. Der ganze Kabinenkreuzer ist vom Schornstein bis zu den Handtüchern in dieser Farbe gehalten.
Vor zehn Jahren hatte der Wahl-Londoner den Discountflieger "easyJet" ins Leben gerufen und damit den Großen der Luftfahrtbranche den Preiskrieg erklärt. Inzwischen umfasst seine "easyGroup" 16 Unternehmen. Ein Pizzaservice, ein Hotel sowie ein Kino tummeln sich unter dem orangenen Firmenlogo, ebenso wie ein Busunternehmen, eine Autovermietung oder eine Uhrenmarke. Alle Unternehmen funktionieren nach dem Low-cost-Prinzip: Gebucht oder bestellt wird ausschließlich im Internet, sei es die Uhr, die Kinokarte oder der Mietwagen.
Spaß an Unternehmensgründungen
Nennenswerten Gewinn fliegt jedoch nur die Airline ein. Die anderen orangenen Unternehmen purzelten in die roten Zahlen. Die Kette "easyInternetcafé" beispielsweise brockte dem Geschäftsmann Verluste von rund 130 Millionen Euro ein. Seit dieser Pleite ist Stelios vorsichtiger geworden. Für seine neuen Unternehmungen stellt er nur noch den Markennamen "easy" zur Verfügung, das Geld bringen andere Investoren auf. So entstand der Mobilfunkanbieter "easyMobile" in Partnerschaft mit dem dänischen Netzbetreiber TDC. Die Kapazitäten werden von der deutschen T-Com angemietet. Die Internetcafés wurden durch Franchise-Verträge ausgegliedert. Diese Sparte hat mittlerweile die Profitabilitätsgrenze erreicht.
Stelios gibt offen zu, dass es ihm bei den zahlreichen Firmengründungen weniger ums Geld, als um den Spaß geht. "Es geht darum, eine gute Zeit zu haben", meint der Billig-Pionier. Er initiiert gerne neue Geschäfte. Die jungen Unternehmen dann auch in die Gewinnzone zu führen, ist seine Sache nicht. "Im operativen Geschäft mach ich mir die Finger nicht schmutzig, ich probiere lieber aus."