Deep Fritz gewinnt 4:2
6. Dezember 2006Viermal Remis und zwei Siege für den Schachcomputer. Das ist die Bilanz der Mensch-Maschine-Begegnung zwischen dem russischen Schach-Weltmeister Vladimir Kramnik und dem Computerprogramm Deep Fritz. Am Dienstag (5.12.2006) musste sich der russische Schach-Profi in der letzten der sechs Spielrunden geschlagen geben. Er hatte mit den schwarzen Spielfiguren versucht, auf Sieg zu spielen, um den Punktestand auszugleichen. Doch die "Sizilianische Verteidigung", die als angriffslustige Spieleröffnung gilt, verhalf ihm nicht zum Sieg. Kramnik gab nach 47 Zügen auf.
"Ich bin nicht der Favorit"
Den ersten Punkt konnte Deep Fritz nach einem massiven Fehler von Kramnik im zweiten Spiel holen. Der 31-jährige Russe hatte ein einzügiges Matt schlicht übersehen. Vier Spiele gingen unentschieden aus. Vor der zehntägigen "World Chess Challenge 2006" in Bonn hatte Kramnik sich zurückhaltend gezeigt. "Ich bin nicht der Favorit und glaube, dass kein Mensch mehr der Favorit ist. Irgendwann wird der Computer den Menschen einfach ablösen", sagte Kramnik. Vor vier Jahren war es ihm noch gelungen, gegen das Vorgängermodell des jetzigen Deep Fritz unentschieden zu spielen. Der Mensch konnte noch mit der Maschine mithalten - die Begegnung in Bahrain endete damals mit 4:4.
Jetzt hat das Schachprogramm aus Hamburg das Match gewonnen. Deep Fritz berechnet pro Sekunde bis zu zehn Millionen Schachstellungen - angetrieben von vier Prozessoren und vier Gigabyte Hauptspeicher. Zur Schnelligkeit gesellt sich große taktische Schlagkraft. Die Maschine wurde mit zusätzlichen Spielvarianten der weltbesten Schachspieler aufgefüllt und speziell auf die Begegnung mit Vladimir Kramnik vorbereitet. Angeblich besitzt Deep Fritz das beste Positionsverständnis im Schach.
100 Milliarden Gehirnzellen gegen einen Computer
Wie viele Schachstellungen Kramnik pro Sekunde berechnen kann, ist noch nicht dokumentiert. Er kann mit etwa 100 Milliarden Gehirnzellen, die über 100 Billionen Synapsen miteinander verbunden sind, arbeiten. Damit hatte er im Jahr 2000 seinem einstigen Lehrer, der Schach-Ikone Garri Kasparow, den Weltmeistertitel abgenommen. In diesem Jahr konnte er den Titel gegen den Bulgaren Weselin Topalow verteidigen.
Vor dem Spiel gegen Deep Fritz hatte Kramnik zwei Wochen lang im Trainingslager in Saarbrücken mit der Wettkampfversion des Schachprogramms geübt. Auf die Frage, ob er lieber gegen Menschen oder Maschinen spiele, antwortete Kramnik damals: "Für mich ist das nichts Persönliches. Mir ist es egal, ob ich meinem Gegner in die Augen sehen kann oder nicht." Kramnik hatte bereits als Fünfjähriger vor dem Schachbrett gesessen.
Dass Mensch gegen Maschine verloren hat, ist zwar bitter. Trostpflaster für Kramnik: Er erhält trotzdem 500.000 U.S.-Dollar für das Match. (sug)