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"Kraftwerk" live und in 3D

Manuel Unger21. Januar 2013

Die Pioniere der Elektro-Musik traten erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten in ihrer Heimatstadt Düsseldorf auf. Warum fasziniert diese Band auch mehr als 40 Jahre nach ihrer Gründung?

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Kraftwerk auf der Bühne vor roten Hintergrung (Foto: Peter Steffen/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Roboter leben. Man kann ihnen in die Augen sehen, ja man kann sie dank der phantastischen 3D-Animationen fast berühren – und doch bleiben sie unerreicht. Ralf Hütter geht in Düsseldorf als letzter von der Bühne in der Kunstsammlung NRW. Er ist das einzige übriggebliebene Gründungsmitglied der legendären Band "Kraftwerk".

An acht Abenden im Januar durfte er im Schlussapplaus baden. Man sah ihm an, dass er es mag. Während der beeindruckenden zweistündigen Musik- und 3D-Show hörte man von ihm die wenigen und meist mit Vocodern verzerrten Texte, die eines der vielen Merkmale von "Kraftwerk" sind. Am Ende nahm er für einen winzigen Moment Kontakt zu seinen Fans auf und sagte: "bis morgen". Dann verbeugte sich der 66-Jährige höflich, entschwand durch einen Seitenausgang und konnte wieder Mensch sein.

Die Anfänge

Seit den 1970er Jahren kennt man Ralf Hütter vor allem als Roboter. Er ist einer der beiden Köpfe von "Kraftwerk". Die Band, die Deutschland nach dem 2. Weltkrieg musikalisch auf die internationale Landkarte zurück gebracht hat. Heute kennt "Kraftwerk" nahezu jeder und ihre visionären Sounds werden global geschätzt. 1968 beginnt Hütter, zusammen mit Florian Schneider, Musik zu kreieren. Damals nennen sie sich "Organisation" und veröffentlichen das Album "Tone Float".

Zwei Jahre später gehen die beiden Musiker einen Schritt weiter und gründen "Kraftwerk". Im Vordergrund steht das Experimentieren mit elektronischer Musik, mit Instrumenten, die bis dahin noch gar nicht existieren oder noch nicht in der Populärmusik genutzt werden.

Fotos wie "Konzentration 2009" zeigt das NRW-Forum Düsseldorf vom 12. bis 30. Januar die Arbeiten von Boettcher, der seit 20 Jahren die Auftritte der Gruppe Kraftwerk fotografiert. (Foto: Daniel Naupold/dpa)
Kraftwerk im Museum: "Konzentration 2009"Bild: picture-alliance/dpa

Das erste hörbare Ergebnis ist das selbstbetitelte Debütalbum. Ein Jahr später folgt 1971 "Kraftwerk 2", danach das Album "Ralf und Florian". Hier zeigt schon der Titel, dass diese Band eigentlich ein Zweimann-Team ist. Alle anderen Musiker, damals wie heute, sind nur helfende Hände. Der internationale Durchbruch kommt dann 1974 mit "Autobahn". Das von Conny Plank produzierte Album wurde und wird immer noch auf der ganzen Welt gehört.



Die Vorbilder

HANDOUT - Die Band Kraftwerk bei einem Auftritt in New York (Foto: Peter Boettcher/ Kunstsammlung NRW/ dpa)
"Handout" - ein Auftritt in New YorkBild: Peter Boettcher/Kunstsammlung NRW

Nach dem ebenfalls gefeierten Album "Radioaktivität" veröffentlichen "Kraftwerk" Anfang 1977 "Trans Europa Express". Der Beat des Titelsongs verändert die Musikgeschichte. Denn Afrika Bambaataa, ein DJ aus der New Yorker Bronx, nimmt diesen Rhythmus, packt Sprechgesang dazu und kreiert ein ganz neues Genre, was HipHop, House und Techno erst möglich macht. Sein Song "Planet Rock" ist ebenfalls ein Klassiker.

Auch heute werden "Kraftwerk" immer wieder genannt, wenn internationale Stars ihre Einflüsse offen legen. Es gibt kaum einen Musiker, der nicht bestätigt, dass die synthetischen Sounds vom Rhein die Musik maßgeblich geprägt haben. Ihre Songs werden immer wieder - von der Band legitimiert - in aktuellen Hits zitiert, wie beispielsweise "Computerliebe", das sich in Coldplays "Talk" wiederfindet.

Die Zukunft

"Kraftwerk" waren immer ihrer Zeit voraus. Sie blieben niemals stehen. In ihrem "Kling Klang Studio" in Düsseldorf arbeiten sie an neuen Tracks oder bereiten die alten neu auf. 2009 haben sie unter dem Namen "Der Katalog" alle acht Alben seit "Autobahn" in einer digital aufgefrischten Version veröffentlicht. 2012 haben sie diese acht Alben zum ersten Mal in einer Werkschau im New Yorker Museum of Modern Art aufgeführt.

Im Februar ziehen "Kraftwerk" mit ihrem Konzertkonzept nach London in die Tate Modern Art Galery weiter. "Kraftwerk" sind da, wo sie immer hin wollten: im Museum. Sie sind Kunst. Sie sind Pop. Sie sind Legenden. Und Ralf Hütter weiß das und scheint es zu genießen.

Kraftwerk-Foto zeigt die Band auf einer Treppe vor rotem Hintergrund(Foto: Daniel Naupold/dpa pixel
Peter Boettchers Fotowerke im NRW Forum DüsseldorfBild: picture-alliance/dpa

Zwei weitere Auftritte gibt es in diesem Sommer: Kraftwerk haben folgende Festivalauftritte bestätigt: Am 14. Juni werden sie in der Nähe von Barcelona beim "Sonar Festival" spielen und am 28. Juni sind sie in Polen beim "Malta Festival" in Posen.