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Koreanische Staatschefs an einem Tisch?

1. Februar 2011

Auf der koreanischen Halbinsel soll es erstmals seit über drei Jahren zu ranghohen Militärgesprächen kommen. Jetzt hat Südkoreas Präsident Lee sich sogar grundsätzlich zu einem Treffen mit Kim Jong Il bereit erklärt.

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Nordkoreanische und südkoreanische Flagge
Bild: DW/radoman - Fotolia.com

"Wenn es nötig ist, können wir einen Gipfel abhalten", so Lee Myung Bak am Dienstag (01.02.2011) in einem Fernsehinterview. Es war das erste Mal, dass der südkoreanische Staatschef sich öffentlich zu dem jüngsten Gesprächsangebot von Seiten des kommunistischen Nachbarlandes äußerte. Dabei wies er explizit darauf hin, dass er offen sei für ein Spitzentreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il - wenn auch nur unter Auflagen.

Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak (Foto: AP)
Der südkoreanische Präsident Lee Myung BakBild: AP

So müsse Nordkorea klar die Verantwortung für zwei Vorfälle aus dem vergangenen Jahr übernehmen: Seoul macht Pjöngjang für einen Torpedoangriff auf ein südkoreanisches Kriegsschiff verantwortlich, bei dem im März 46 Seeleute getötet worden waren. Die nordkoreanische Regierung weist sämtliche Vorwürfe zurück. Im November 2010 dann starben beim Artillerieangriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong vier Südkoreaner. Durch beide Ereignisse hatte sich die Lage auf der geteilten koreanischen Halbinsel zuletzt deutlich verschärft. Alle Kontakte liegen seitdem auf Eis.

Aufruf an die Adresse des Nachbarn

Nach monatelangen Spannungen hatte Seoul sich schließlich im Januar 2011 grundsätzlich bereit erklärt, bilaterale Gespräche mit dem verfeindeten Nachbarn zu führen. Mehrfach hatte Nordkorea davor Angebote zum Dialog gemacht, deren Ernsthaftigkeit Südkorea aber bezweifelte und deshalb zurückwies. Nordkorea solle jetzt die "gute Gelegenheit" ergreifen, um der internationalen Gemeinschaft zu zeigen, dass das militärisch hochgerüstete und gleichzeitig verarmte Land ein echtes Interesse daran habe, seine Beziehungen zu anderen Ländern zu verbessern und seinen Teil dazu beizutragen, die Situation auf der koreanischen Halbinsel zu entschärfen, so der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak.

Militärgespräche zwischen Vertretern aus Nord- (r.) und Südkorea im Frühjahr 2004 (Foto: AP)
Militärgespräche zwischen Vertretern aus Nord- (r.) und Südkorea im Frühjahr 2004Bild: AP

Ob die anstehenden bilateralen Gespräche tatsächlich auf Ministerebene stattfinden werden, ist zur Zeit unklar. Auch der genaue Termin für das Treffen steht noch nicht fest. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums soll am Dienstag im Grenzort Panmunjom ein Vorbereitungstreffen auf Arbeitsebene stattfinden, um den Rahmen für das Aufeinandertreffen zwischen ranghohen Offizieren oder den Verteidigungsministern abzuklopfen.

Historisches Aufeinandertreffen zweier Systeme?

Geste für die Medien: Der ehamlige südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun (l.) und Kim Jong Il beim Gipfel 2007 (Foto: AP)
Geste für die Medien: Der ehemalige südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun (l.) und Kim Jong Il beim Gipfel 2007Bild: AP

Sollte es darüber hinaus tatsächlich zu einem Treffen zwischen Lee Myung Bak und Kim Jong Il kommen, dann würde diesem Gipfel fast automatisch das Attribut "historisch" anhaften. Denn nur zweimal kam es in der Vergangenheit zu einem derartigen Dialog zwischen den Staatschefs des kapitalistischen Südens und des kommunistischen Nordens: im Jahr 2000 und zuletzt 2007, als der damalige südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun von Kim Jong Il empfangen wurde. Offiziell befinden sich beide Länder auch Jahrzehnte nach dem Ende des Korea-Krieges (1950-1953) noch im Kriegszustand, ein Friedensvertrag wurde nie unterzeichnet.

Autorin: Esther Felden (mit rtr/dpa/dapd/afp)
Redaktion: Thomas Latschan