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Politik

Konservative jagen Labour Hartlepool ab

7. Mai 2021

Im Stammland der britischen Arbeitspartei triumphiert erstmals eine konservative Kandidatin. Das stößt auch bei den Brexiteers in London auf Wohlgefallen.

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Großbritannien Hartlepool | Jill Mortimer
Jill Mortimer von den Tories holt den Wahlkreis, der seit der Gründung 1974 in sozialdemokratischer Hand warBild: Ian Forsyth/Getty Images

Erstmals seit Jahrzehnten haben die Tories des britischen Premierministers Boris Johnson das Unterhausmandat in der nordostenglischen Stadt Hartlepool errungen. Bei einer als Stimmungstest eingestuften Nachwahl machte die Kandidatin Jill Mortimer das Rennen. Sie holte 15.529 Stimmen - fast doppelt so viele wie ihr linker Kontrahent Paul Williams, der auf 8589 Stimmen kam.

Dieses Ergebnis im Labour-Stammland gilt als großer Erfolg für die Konservativen, die nie zuvor seit der Gründung des Wahlkreises im Jahr 1974 punkten konnten. Für Labour-Chef Keir Starmer, der seit gut einem Jahr im Amt ist, bedeutet die Niederlage dagegen einen herben Rückschlag. Die Nachwahl wurde notwendig, weil der amtierende Labour-Abgeordnete Mike Hill nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs zurückgetreten war.

Sozialdemokratisch - aber gegen die EU

Doch nicht nur der Skandal dürfte zu der jetzigen Machtverschiebung beigetragen haben. Der ehemals von Industrie und Bergbau geprägte Norden Englands ist in politischer Hinsicht gespalten: einerseits eine sozialdemokratische Hochburg, aber zugleich eine Region, in der die Zustimmung für den EU-Austritt sehr hoch ist - und damit für das Hauptanliegen des konservativen Premiers Johnson.

Großbritannien Hartlepool | Besuch Boris Johnson
Über die Machtbasis der Tories wird auch in Hartlepool entschieden: Boris Johnson im Wahlkampf (Archivbild)Bild: Lindsay Parnaby/PA Wire/picture alliance

Auf die Zusammensetzung des Unterhauses in London hat das Wahlergebnis kaum Einfluss. Denn dort haben die Tories bereits eine deutliche Mehrheit. Das Abschneiden in Hartlepool wird aber überregional registriert, weshalb sowohl Johnson wie auch Starmer im Wahlkampf mehrmals in die Nordsee-Stadt mit ihren 92.000 Einwohnern gereist waren.

Warten auf Schottland

Am Donnerstag hatten in weiten Teilen Großbritanniens Regional- und Lokalwahlen stattgefunden. Neben Gemeinde- und Bezirksräten wurden in vielen Städten auch neue Bürgermeister bestimmt. Im Fokus standen jedoch Wales und Schottland, wo die Regionalparlamente gewählt wurden.

Mit Ergebnissen aus Cardiff wird noch an diesem Freitag gerechnet, in Schottland dürfte sich die Auszählung bis zum Samstag hinziehen. Die Resultate in einigen umkämpften Wahlkreisen könnten aber schon vorher anzeigen, ob Regierungschefin Nicola Sturgeon eine absolute Mehrheit erreicht hat. Die Schottische Nationalpartei (SNP) hofft, damit Druck auf London für ein zweites Unabhängigkeitsreferendum ausüben zu können.

jj/sti (dpa, afp, rtr)