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Warum das Burka-Verbot falsch ist

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Martin Muno
19. August 2016

Dieses Land braucht kein Burka-Verbot. Denn der Schleier ist nur das Symptom. Es geht vielmehr um Selbstbestimmung, meint Martin Muno.

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Frauen, die einen Nikab tragen (Foto: picture-alliance/dpa/B. Roessler)
Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Sommer 2016: Aleppo präsentiert sich als Hölle auf Erden, im Mittelmeer ertrinken nach wie vor Flüchtlinge, die Niedrigzinspolitik leert die deutschen Rentenkassen. Und über was diskutiert Deutschland? Über ein Stück Stoff!

Dieses Land braucht kein Burka-Verbot. Schon das Wort ist falsch. Denn in Deutschland ist die Burka - das Gewand, das das gesamte Gesicht mit einem Stoffgitter verdeckt - nicht vorhanden. Zwar gibt es Frauen, die einen Nikab tragen, also ein Gewand, das den ganzen Körper verhüllt und nur einen kleinen Schlitz für die Augen freilässt. Aber ihre Zahl ist verschwindend gering.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Burka, Nikab und Tschador sind der repressive Ausdruck eines reaktionären Frauenbildes, das dem Mann das totale Verfügungsrecht über den weiblichen Körper einräumt. Aber sie sind eben nur das Symptom. Die Zwangs-Verschleierung ist dabei nur eine Seite: Denn nicht nur die Verhüllung, sondern auch die demonstrative Zurschaustellung des sexualisierten weiblichen Körpers in der Öffentlichkeit - etwa in der Werbung - ist ein Ausdruck davon.

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DW-Redakteur Martin Muno

Wir müssen deshalb leidenschaftlich für eine Gesellschaft streiten, in der dieses Verfügungsrecht einem weiblichen Selbstbestimmungsrecht weicht. Konkret heißt das hier: Jede Frau sollte selbst entscheiden, was sie anzieht!

Hilflos und populistisch

Die jetzt bekannt gewordenen Pläne der CDU/CSU-Innenminister sind allenfalls ein Ausdruck der Hilflosigkeit: Es soll zwar kein allgemeines Burka-Verbot geben, aber zumindest ein teilweises. Gefordert wird etwa ein Verbot der Verschleierung am Steuer eines Autos oder im öffentlichen Dienst. Aber bitteschön: Welche verschleierte Frau darf denn selbst fahren, welche einem Beruf nachgehen? Auch hier werden wieder Symptom und Problemursache verwechselt - publikumswirksam und mit populistischem Blick auf die AfD - und Pegida-Anhänger angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen.

Denn ein Problem haben wir in der Tat: Wenn wir es nicht mehr schaffen, dass unsere westliche, freiheitliche Gesellschaftsform attraktiver ist als eine autoritäre, wenn wir schon so weit sind, dass wir das Tragen bestimmter Kleidungsstücke gesetzlich reglementieren müssen, dann haben wir den Meinungskampf verloren. Das große Versprechen, nach dem individuellen Glück streben zu dürfen, ungeachtet der Herkunft, des Geschlechts, der Hautfarbe oder der sexuellen Orientierung, ist zentral für unsere Gesellschaft. Es sollte eine Fackel sein, keine Wagenburg.

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Martin Muno Digitaler Immigrant mit Interesse an Machtfragen und Populismus@martin.muno