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Kein schöner Geburtstag für den Südsudan

Pelz Daniel Kommentarbild App
Daniel Pelz
8. Juli 2015

Der Südsudan feiert seinen vierten Unabhängigkeitstag. Doch der Bürgerkrieg droht alle seitdem erreichten Fortschritte zunichte zu machen. Bei so einer Bilanz sind große Reden fehl am Platz, meint Daniel Pelz.

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Soldaten der SPLA
Bild: DW

Hunger. Cholera. Krieg. Das wird kein schöner Geburtstag für den Südsudan. Auch wenn Südsudans Politiker am Donnerstag (09.07.2015) wieder die große rhetorische Keule herausholen werden. Da können sie noch so oft die früheren Rebellen loben, die im Kampf für die Unabhängigkeit des Südsudans starben, und eine bessere Zukunft für alle versprechen.

Schöne Worte - sie sind ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen, die in den Gebieten leben, wo heute der blutige Bürgerkrieg tobt. Die nicht wissen, ob sie durch den Krieg oder den Hunger sterben werden. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Mütter der 250.000 Kinder, die aktuell vom Hungertod bedroht sind. Der mehr als zwei Millionen Menschen, die auf der Flucht sind. Es ist ein Schlag ins Gesicht all jener aus Kirche und Zivilgesellschaft, die an einer Lösung der blutigen Konflikte im Südsudan arbeiten.

Kein Grund zu feiern

Rückblick: 2005 endet der blutige Bürgerkrieg zwischen den SPLA-Rebellen aus dem Süden des Sudans und der Regierung in Khartum. 2011 wurde der Traum der Südsudanesen wahr: Der Südsudan spaltete sich vom Sudan ab und wurde unabhängig. Auch wenn viele Menschen froh über den eigenen Staat sind: Zum Feiern gibt es keinen Grund. Die Regierung um Präsident Salva Kiir und die Rebellen um seinen früheren Vize Riek Machar zerstören mit dem aktuellen Bürgerkrieg in dem jungen Staat alle Fortschritte, die seit Kriegsende 2005 erreicht wurden: Mehr Kinder gingen zur Schule als jemals zuvor. Viele Menschen konnten sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen. Straßen wurden gebaut. Für die Menschen in den Unruheprovinzen ist das heute ein Traum aus einer anderen Zeit.

Pelz Daniel
Daniel Pelz leitet das Englische DW-Programm für Afrika

Doch ihren Egoismus werden Kiir und Machar nicht zum Wohle ihres eigenen Volkes hintenan stellen. Kaum jemand kann noch mitzählen, wie viele Verhandlungen zwischen beiden gescheitert sind. Währenddessen ziehen ihre Armeen marodierend durch das Land. Nach einem Bericht der UN-Mission im Südsudan sollen Regierungssoldaten Frauen und Kinder missbraucht, getötet, ja sogar lebendig verbrannt haben.

Das Ausland schaut weg

Auch das Ausland sollte zum Unabhängigkeitstag lieber auf mahnende Botschaften an die Konfliktparteien verzichten. Nach dem Ende des Bürgerkrieges mit dem Norden kam jede Nichtregierungsorganisation mit Rang und Namen in das Gebiet. Hier wollte die internationale Gemeinschaft demonstrieren, dass sie einen Staat aufbauen kann. Die Südsudanesen durften dabei die Statistenrollen übernehmen. Milliarden an Entwicklungshilfegeldern wurden im Südsudan versenkt. Dass man damit korrupte Strukturen förderte, die Politiker weiterhin keine Verantwortung für ihr Land übernehmen mussten - darüber sahen die Geber großzügig hinweg.

Jetzt fällt den Verantwortlichen in Europa und den USA auch nichts mehr ein. Mal soll Kenias Präsident in dem Konflikt im Südsudan vermitteln, mal der äthiopische Premierminister. Einen wirklich vernünftigen Dialog zwischen beiden Seiten in Gang zu bringen, den Druck auf beide endlich einmal zu erhöhen - dafür hat der Westen keine Zeit. Die Welt ist mit Griechenland oder dem Nahen Osten beschäftigt.