1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Pakistans Premier entlarvt sich selbst

Shams Shamil Kommentarbild App
Shamil Shams
27. Juni 2020

Pakistans Premier Imran Khan hat den getöteten Al-Kaida-Führer Osama Bin Laden als "Märtyrer" bezeichnet. Damit hat er endgültig klargestellt, auf welcher Seite er im Kampf gegen Extremismus steht, meint Shamil Shams.

https://p.dw.com/p/3eOeG
Pakistan Islamabad  Rede Premierminister Imran Khan
Pakistans Premier Imran KhanBild: AFP/A. Qureshi

Es ist kein Geheimnis, dass der pakistanische Premier Imran Khan gewisse Sympathien für Islamisten hegt - selbst für solche, die in Afghanistan und in seinem eigenen Land Zivilisten und Sicherheitskräfte töten. Er beschuldigt Washington der Destabilisierung dieser Region und rechtfertigt die Gewalt der Taliban als Reaktion auf eine imperialistische Invasion. Jetzt ist er einen Schritt weiter gegangen und hat im pakistanischen Parlament den früheren Al-Kaida-Führer Osama Bin Laden einen "Märtyrer" genannt.

Manche sagen nun, er hätte sich "versprochen". Ich würde sagen, seine unbewusste Wortwahl, wenn es denn überhaupt eine war, macht erneut deutlich, wes Geistes Kind Imran Khan ist. Eigentlich wollte Kahn bei seinem Auftritt im Parlament die Politik seiner Regierung in der Corona-Krise gegen Kritik der Opposition verteidigen. Aber der Regierungschef neigt zum Abschweifen. Er widmete sich des längerem seinem Lieblingsthema seit fast 20 Jahren: Wie sehr Pakistan unter dem Krieg gegen den Terror gelitten habe.

Shams Shamil Kommentarbild App
DW-Redakteur Shamil Shams

Ein schwieriger Verbündeter

Ein kurzer Rückblick auf Bin Ladens Ende: Der Al-Kaida-Führer wurde 2011 im pakistanischen Abbottabad von US-Spezialkräften getötet. Man geht davon aus, dass Islamabad mit der damaligen US-Regierung unter Barack Obama bei der Operation wohl oder übel kooperiert hat. Die Tatsache, dass sich Bin Laden jahrelang in einer pakistanischen Garnisonsstadt verstecken konnte, setzte allerdings ein großes Fragezeichen hinter die Zuverlässigkeit Islamabads im Antiterrorkampf. Washington hat diesen Verbündeten immerhin mit vielen Milliarden US-Dollar unterstützt.

Pakistans ambivalente Haltung im Krieg gegen den Terror ist für den Westen seit langem eine Problem. Er braucht Islamabads Unterstützung, hat aber keinen Einfluss auf dessen Außen- und Sicherheitspolitik.

Sympathie für Islamisten und ihr Gedankengut reicht tief in Staat und Gesellschaft Pakistans. Damit lässt sich leicht Stimmung gegen Indien machen und es garantiert den Generälen ihre Machtposition. Khans enges Verhältnis zum Militär ist ebenfalls kein Geheimnis. Insofern ist seine Bezeichnung Bin Ladens als "Märtyrer" kein Ausrutscher, sondern Ausdruck der vorherrschenden Linie in Staat und Militär. Nur wird sie normalerweise nicht offiziell vertreten, und erst recht nicht im Parlament.

Pakistan Protest wegen der Tötung von Osama Bin Laden
Terrorchef Bin Laden wurde 2011 von US-Spezialkräften im pakistanischen Abbottabad getötetBild: picture-alliance/dpa/W. Khan

Khan sollte zu seiner Meinung stehen

Natürlich darf Imran Khan seine Meinung haben und vertreten. Wenn Bin Laden für ihn ein "Märtyrer" ist, soll er dazu stehen und konsequent sein. Er soll den USA sagen, dass Pakistan für den Krieg gegen den Terror nicht zur Verfügung steht. Das wäre ohnehin überfällig, denn Islamabad hat dabei nie wirklich kooperiert.

Khan erinnert bei jeder Gelegenheit an den hohen Preis, den das Land für seine Teilnahme am Krieg gegen den Terror gezahlt habe. Allerdings wurden tausende Zivilisten und Soldaten seit 2001 von militanten Gruppen getötet. Wenn die Täter "Märtyrer" sind, hat Khan kein Recht, von den "Opfern" zu sprechen, die sein Land gebracht habe.

Der Premierminister hat keinen Preis bezahlt

Ich möchte dem Premierminister Imran Khan folgendes ins Stammbuch schreiben: Das pakistanische Volk hat in der Tat unendlich durch die Geißel des Terrorismus gelitten. Liberale Politiker, die Position bezogen haben, wurden von Militanten ermordet. Sie, Herr Premierminister, haben unterdessen freundschaftliche Beziehungen zu den Taliban gepflegt. Sie mussten nicht den Preis für das Einstehen gegen Extremismus und Militanz bezahlen.

Jedoch werden die progressiven und liberalen Kräfte in Pakistan weiterhin gegen die vorherrschende staatliche Linie und gegen Ihre Politik ankämpfen. Ihre Sympathien für Islamisten standen nie in Zweifel, aber jetzt haben Sie noch einmal für Klarheit gesorgt. Der Kampf gegen den Extremismus in Pakistan wird weitergehen. Auf welcher Seite Sie dabei stehen, haben Sie durch die Glorifizierung Bin Ladens deutlich gemacht.