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Fassungslos

Felix Steiner24. März 2015

Selten verfolgen so viele den Nachrichtenstrom wie beim Absturz des Germanwings-Flugzeugs in Südfrankreich. Felix Steiner meint: Die Nachricht geht uns deswegen so nahe, weil jeder hätte in der Maschine sitzen können.

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Anzeigetafel Flughafen Düsseldorf (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/F. Christiansen

Fliegen ist für viele Europäer inzwischen etwas ganz Selbstverständliches geworden. Vor einem halben Menschenalter noch haftete der Flugreise ein Hauch von Luxus an. Heute muss man kein Spitzenverdiener sein, um sich den jährlichen Flug in den Urlaub leisten zu können. Und kein Top-Manager, um zu einem Geschäftstermin im In- oder Ausland zu jetten. Fliegen ist längst ein Teil unserer Normalität, unseres Alltags.

Europa ist die sicherste Flugregion der Welt

Genau aus diesem Grund schockiert die Nachricht über den Absturz der Germanwings-Maschine mitten in Europa so sehr. Eine Flugkatastrophe hier, mitten in Europa? Die Maschine einer deutschen Gesellschaft? Das könnte jeden von uns treffen! Am Dienstag hat es 150 Menschen auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf getroffen. Darunter zum Beispiel auch eine Gruppe von 16 Gymnasiasten mit ihren Lehrern, die auf der Heimreise von einem Schüleraustausch in Katalonien waren. Auch meine Tochter ist schon zum Schüleraustausch geflogen! Deswegen gehen die Nachrichten aus dem Süden Frankreichs so vielen so nahe und deswegen trauert ganz Deutschland genauso wie Spanien um die Opfer und mit den Familien der Opfer.

Neben Trauer sowie Trost und Hilfe für die Hinterbliebenen steht natürlich die Frage nach der Ursache für das Unglück im Vordergrund. Doch ganz gleich was sich früher oder später herausstellen wird - kaum jemand wird seine Pläne und seine Lebensweise ändern. Fliegen wird für praktisch alle, die bisher geflogen sind, auch weiterhin dazu gehören. Ja - wir werden uns bei Gedanken ertappen wie: Will ich wirklich Germanwings fliegen? In welchen Maschinentyp steige ich da gerade ein? Ist das etwa ein Airbus A320? Ja - das mulmige Gefühl, das Viele ohnehin beim Fliegen haben, wird vor allem in den kommenden Tagen deutlich stärker sein als sonst. Aber wir werden weiterhin einsteigen, abheben und im Regelfall auch wieder sicher landen.

Felix Steiner (Foto: DW)
DW-Redakteuer Felix SteinerBild: DW/M.Müller

Autofahren ist gefährlicher als Fliegen

Denn auch wenn es für jemanden, der einen lieben Menschen verloren hat, sehr zynisch klingen mag: Fliegen ist und bleibt weiterhin die sicherste Art, sich über weite Strecken von A nach B zu bewegen. Flugzeugunglücke machen vor allem deswegen stets Schlagzeilen, weil im Falle des Falles zumeist sehr viele Menschen ums Leben kommen, der Schritt zur Katastrophe also nur ein sehr kurzer ist. Den Opfern des Straßenverkehrs wird diese Aufmerksamkeit nur deswegen nicht zuteil, weil sie an vielen verschiedenen Schauplätzen zu beklagen sind.

Im Straßenverkehr hat sich die Zahl der Todesopfer im vergangenen Jahr im Vergleich zu 1970 auf nur noch 15 Prozent reduziert - obwohl die Fahrzeugdichte und Fahrleistung seither um ein Vielfaches zugenommen hat. Im Luftverkehr wurde diese signifikante Reduktion bisher nur ein einziges Mal annähernd erreicht - im Jahr 2013. Das Ziel muss also sein, das Fliegen grundsätzlich noch sicherer zu machen. Das ist nicht nur eine Aufgabe für Experten der Terrorabwehr, sondern vor allem auch eine für Ingenieure und Flugzeugtechniker bei den Herstellern der Maschinen sowie den Fluglinien. Ganz gleich, welche Ursache die Katastrophe hatte: Das ist die Mahnung der Opfer von Flug 4U9525.