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Politik

DITIB auf dem Irrweg

17. Januar 2019

Alles, womit die DITIB in diesen Tagen Schlagzeilen produziert, wirkt wie eine Provokation. Einer der größten Islamverbände in Deutschland bleibt auch mit neuem Vorstand ein Trauerspiel, meint Christoph Strack.

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DITIB-Zentralmoschee, Köln
Die DITIB-Zentralmoschee in Köln - im Herbst 2018 vom türkischen Staatspräsidenten Erdogan eingeweihtBild: picture-alliance/AP Photo/M. Meissner

Anfang Januar gab es in der Zentralmoschee der DITIB, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion, in Köln-Ehrenfeld eine Konferenz europäischer Muslime - und daran nahmen diverse Personen aus dem Umfeld der Muslimbruderschaft teil. Nach und nach erkannten Experten aus mehreren Ländern, dass da nicht nur ein oder zwei Vertreter der radikal-islamistischen Bewegung mitdiskutierten.

Ebenfalls Anfang Januar wurde in Köln, am Hauptsitz der DITIB, auch ein neuer Vorstand gewählt. Die Mehrheit der Delegierten reiste nach Angaben der Leiterin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam, Susanne Schröter, aus der Türkei an.

Ein Ableger des türkischen Staates

Und doch betont der neue Vorstand, er wolle einen Neustart. Der Verband wolle in die Zukunft blicken. Und Hauptziel sei es, als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden. Da spricht der DITIB-Chef Kazim Türkmen, Botschaftsrat für religiöse Angelegenheiten. Wo? Bei der türkischen Botschaft in Deutschland. Und noch zwei weitere Regierungsvertreter aus Ankara gehören zum DITIB-Vorstand. Selten war so deutlich wie heute, dass DITIB ein Ableger des türkischen Staates ist.

Klar, schließlich gibt es das Diyanet, die türkische Religionsbehörde in Ankara. Ein wuchtiger Bau, eine der größten Behörden in der türkischen Regierung. Der Chefposten dort - eines der wichtigsten Ämter. Die Behörde schickt Imame in deutsche Moscheegemeinden. Die Kenntnis der deutschen Sprache ist dabei nebensächlich.

Werben für einen in Deutschland verwurzelten Islam

Im November startete Bundesinnenminister Horst Seehofer die vierte Runde der Deutschen Islamkonferenz. Es ist ein Themenfeld voller Fettnäpfchen und Tretminen. Und doch absolvierte Seehofer, der als Innenminister ja auch für Religionsgemeinschaften zuständig ist, diesen schwierigen Parcours mit Bravour.

Deutsche Welle Strack Christoph Portrait
Christoph Strack betreut das Ressort ReligionenBild: DW/B. Geilert

Seehofer holte Verbände und Einzelpersonen zusammen, eine spannende oder angespannte Mischung mit vielen interessanten Köpfen. Er warb für einen Islam, der in der deutschen Gesellschaft "verwurzelt" ist, betonte das Interesse an der Ausbildung von Imamen und muslimischen Religionslehrern in Deutschland. Und er mahnte, die muslimischen Gemeinden und Gemeinschaften in Deutschland müssten sich so organisieren, dass sie dem Religionsverfassungsrecht entsprechen. Und dazu gehört die Abkopplung von ausländischen Geldgebern - und möglichst auch von ausländischem, nicht einmal der deutschen Sprache mächtigen Personal. Das müssen Verbände wie die DITIB, die schon sprachlich nicht auf Integration setzen, als Kampfansage empfinden.

Man hört übrigens schon Schilderungen, dass DITIB-Verantwortliche gezielt junge in Deutschland geborene Muslime oder auch Konvertiten suchen, um sie für die Imam-Ausbildung zu gewinnen - und so die staatlichen Vorgaben zumindest dem Buchstaben nach zu erfüllen. Andererseits häufen sich Berichte aus den Bundesländern über unzufriedene Muslime im DITIB-Milieu, die mit der in Köln ansässigen, sehr Ankara-hörigen Führung brechen. Das erklärt das Gerede vom sogenannten Neuanfang. Da ist jemand auf der Gegenspur als Geisterfahrer unterwegs und hält mal kurz an, um durchzustarten.

Unter mehrfachem Druck

DITIB steht unter mehrfachem Druck - aus Ankara, aus den eigenen Reihen, aus der deutschen Politik. Der jetzige angebliche Neuanfang zeigt mehr als deutlich, dass Minister Seehofer auf dem richtigen Weg ist. Und er wird wissen, wie tief die Kluft ist zwischen seiner Aussage vor der Islamkonferenz "Die Muslime gehören zu Deutschland" und der Parole aus Köln "DITIB gehört zu Deutschland".

Man kann der Islamkonferenz nur Erfolg wünschen - heute mehr denn je.