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Der Mob und die Moscheen

Conrad Naomi Kommentarbild App
Naomi Conrad
17. Mai 2016

Muslime wollen in Erfurt eine Moschee errichten - die erste in Thüringen. Pegida und AfD mobilisieren dagegen. Damit dürfen sie nicht durchkommen, meint Naomi Conrad.

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Rechtspopulisten mit Anti-Moschee-Plakaten in Köln (Foto: dpa/O.Berg)
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Wo ist eigentlich das Problem? Eine Religionsgemeinschaft möchte in einem Gewerbegebiet in Erfurt ein Gotteshaus errichten, ganz abgelegen also. Die Nachbarn, schreibt die lokale Presse, sind die Erfurter Feuerwehr, das Technische Hilfswerk und der Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungsverein Dekra. Die 70 Gemeindemitglieder, die dort beten wollen, werden also vermutlich weder für einen Stau auf der Bundesstraße sorgen noch alle öffentlichen Parkplätze im Gewerbegebiet blockieren oder am gegenüberliegenden Acker alle Wildblumen pflücken.

Trotzdem wittert Björn Höcke, der Fraktionsvorsitzende der AfD in Thüringen, bereits ein "langfristiges Landnahmeprojekt" hinter dem Bauvorhaben und kündigt ominös ein "Maßnahmenpaket" dagegen an. Den Auftakt bildet an diesem Mittwoch ein Konzert mit dem Titel "Unser Land, unsere Kultur, unsere Entscheidung", ein Grußwort von Pegida inklusive.

Naomi Conrad (Foto: DW)
Naomi Conrad ist DW-Korrespondentin in Berlin

Die Xenophoben stehen also Schulter an Schulter. Denn das Gotteshaus, das muss man wissen, ist nicht irgendeine abstruse Kirche oder gar Scientology-Zweigstelle. Oh, nein: Es handelt sich um eine - relativ kleine - Moschee mit Minarett, nach Angaben der muslimischen Gemeinde etwa so groß wie ein Zweifamilienhaus.

Das Bauprojekt ist das erste seiner Art in Thüringen und nach Leipzig und Chemnitz überhaupt erst das dritte in den neuen Bundesländern. Landnahme, würde man meinen, sieht anders aus.

Trotzdem wollen AfD, Pegida und Co., dass Muslime in Ostdeutschland lieber wie bislang in Wohnräumen oder ehemaligen Bürogebäuden beten. Die aber, so klagen die Gemeinden, sind immer öfter überfüllt.

Muslime und ihre Gotteshäuser gehören zu Deutschland

Und selbst wenn sie es nicht wären: Warum sollen sich Muslime verstecken, als müssten sie sich für ihren Glauben schämen oder gar entschuldigen? Als wären sie nur Gäste in diesem Land und nicht Mitbürger und Nachbarn.

Man kann Menschen bekanntlich nicht verbieten, rassistisch zu sein und hanebüchene Vorurteile über den Islam und Muslime zu verbreiten, die oft in Hass und Gewalt umschlagen.

Aber auf sie hören, müssen wir und vor allem die Politik zum Glück nicht. Der Islam, die Muslime und ihre Gotteshäuser gehören zu Deutschland. Lassen wir uns nicht von der AfD und anderen einreden, dass sie es nicht tun. Sonst wird dieses Land bald ein ziemliches Stück weniger lebenswert - und das wäre wirklich ein Problem.

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Naomi Conrad Investigativ-Reporterin@NaomiConrad