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Bundesliga nimmt Corona nicht ernst

13. März 2020

Das Coronavirus verhindert den 26. Bundesliga-Spieltag. Die DFL zögert lange. Bayern-Boss Rummenigge sorgt sich mehr um die Finanzen als die Gesundheit. Das ist schlechtes Krisenmanagement, sagt Andreas Sten-Ziemons.

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RB Leipzig - 1. FC Köln
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Es war unumgänglich: Der 26. Spieltag der Fußball-Bundesliga fällt aus. Gut so! Die Partie zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln wird zunächst das einzige Geisterspiel in der obersten deutschen Spielklasse bleiben - aber nicht nur deswegen war der Entschluss, den Spieltag abzusagen, statt vor leeren Rängen zu spielen, richtig.

Allerdings stellt sich die Frage, warum es so lange gedauert hat? War es denn wirklich so schwer, zu dieser Entscheidung zu kommen? Wo doch alle anderen großen Fußballigen ihren Betrieb bereits eingestellt hatten. Wo sich doch bereits die ersten Profis und ihre Mannschaften wegen des Coronavirus in häuslicher Quarantäne befinden. Wo selbst zahlreiche Profis in Interviews oder über Social Media harsche Kritik geübt hatten. Kaum jemand denkt aktuell noch an Fußballspiele - außer der DFL natürlich. "Angesichts der Dynamik des heutigen Tages", habe man reagiert, hieß es von Seiten des Ligaverbands. Man muss allerdings schon mit beeindruckend großen Scheuklappen durch die Welt gegangen sein, um diese Dynamik nicht bereits früher bemerkt zu haben.

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Doch so richtig der späte Entschluss zur Absage nun ist, so mies war zuvor das Krisenmanagement der DFL. Fast bis zur buchstäblich allerletzten Sekunde wurde die Entscheidung am Freitagnachmittag hinausgezögert. Kaum vier Stunden später hätten Fortuna Düsseldorf und der SC Paderborn in der Bundesliga gegeneinander spielen sollen. In der 2. Bundesliga wäre es sogar noch zwei Stunden früher losgegangen. Lavieren und aussitzen, statt konsequent zu handeln. Und warum?

Geld vor Gesundheit?

Kommentarbild von Andreas Sten-Ziemons
Andreas Sten-ZiemonsBild: Slawa Smagin

Statt der Gesundheit der vielen Menschen, die zur Risikogruppe gehören und am Coronavirus sogar sterben könnten, standen offenbar finanzielle Bedenken im Vordergrund. "Im Profi-Fußball geht es am Ende des Tages auch um Finanzen. Es steht noch eine hohe Zahlung von den TV-Broadcastern aus. Wenn diese Zahlung ausbleiben würde, wäre zu erwarten, dass zumindest viele kleine und mittlere Vereine finanzielle Probleme kriegen würden", erklärte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge das Bestreben der DFL, den 26. Spieltag als "Geisterspieltag" stattfinden zu lassen. Es stehe für die gesamte Liga "ein größerer dreistelliger Millionenbetrag im Feuer. Das muss berücksichtigt werden", so Rummenigge, der den Ligabetrieb gerne fortgesetzt hätte.

Fast schon souverän wirken dagegen die Entscheidungen der anderen großen europäischen Fußballligen in Frankreich, Italien oder Spanien. Die nordamerikanische Basketball-Profiliga NBA hatte bereits kurz nach dem ersten Corona-Verdachtsfall bei einem Spieler eine zweiwöchige Pause angeordnet, viele andere Sport-Großveranstaltungen sind ebenfalls abgesagt oder verschoben worden. Und die meisten haben viel schneller und konsequenter reagiert als die deutsche Bundesliga, die sich ursprünglich sogar noch mehr Zeit lassen wollte. Am Freitagmorgen hieß es nämlich noch, man werde erst nach dem Wochenende entscheiden, ob eine Pause einlegt wird. Dabei lagen längst genügend Fakten auf dem Tisch.

Die "wahren Affen"

Viele Profis brachte das zu Recht auf die Palme: "Das ist verrückt. Bitte hört auf herumzualbern und kommt in der Realität an", twitterte Bayerns Mittelfeldspieler Thiago. Rafal Gikiewicz, Torhüter bei Union Berlin, machte seinem Frust ebenfalls auf Twitter Luft: "Fußballer werden in dieser Situation wie Affen im Zirkus behandelt."

Da hat er Recht. Allerdings saßen die "wahren Affen" in diesem Fall in der Funktionärsetage.