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Politik

Knobloch: Nach AfD-Eklat Drohungen im Minutentakt

24. Januar 2019

Im bayerischen Landtag hat die Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden die rechtspopulistische AfD als verfassungsfeindlich kritisiert. Dafür muss die 86-Jährige nun einen Shitstorm sondergleichen ertragen.

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Charlotte Knobloch, die Vorsitzende der Israelitschen Kultusgemeinde München und Oberbayern, am 23. Januar 2019 im bayerischen Landtag. (Foto: picture-alliance/dpa/P. Kneffel)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, wird nach dem AfD-Eklat im bayerischen Landtag nach eigenen Angaben bedroht. "Seitdem erreichen mich beinahe im Minutentakt wüste Beschimpfungen, Drohungen und Beleidigungen per E-Mail und Telefon", sagte Knobloch der "Augsburger Allgemeinen". "Die Gefahr, die von der Partei und ihren Anhängern für unsere freiheitliche Demokratie ausgeht, wird so überdeutlich und zeigt nur noch mehr, dass die Demokraten in unserem Land gegen sie zusammenstehen müssen."

"Diese sogenannte Alternative für Deutschland"

Knobloch ist die Vorsitzende der Israelitschen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Am Mittwoch hatte sie im bayerischen Landtag die AfD bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus kritisiert. "Diese sogenannte Alternative für Deutschland gründet ihre Politik auf Hass und Ausgrenzung und steht nicht nur für mich nicht auf dem Boden unserer demokratischen Verfassung", so Knobloch. Auch verharmlose die AfD Verbrechen der NS-Zeit und unterhalte "enge Verbindungen ins rechtsextreme Milieu".

AfD-Abgeordnete verlassen während der Rede Knoblochs die Gedenkstunde im bayerischen Landtag (Foto; picture-alliance/dpa/P. Kneffel)
AfD-Abgeordnete verlassen während der Rede Knoblochs die Gedenkstunde im bayerischen Landtag Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

18 der insgesamt 22 Landtagsabgeordneten der rechtspopulistischen Partei verließen daraufhin demonstrativ den Plenarsaal und kehrten erst nach Beendigung der Rede zurück. Die anderen Fraktionen erhoben sich nach der Rede Knoblochs und applaudierten ihr. Landtagspräsidentin Ilse Aigner bezeichnete die Reaktion der AfD als "Respektlosigkeit gegenüber Frau Knobloch als Gast des Hohen Hauses und gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus". Die Erinnerungskultur sei ein fester Teil der freiheitlichen Rechtsordnung, erklärte die CSU-Politikerin. "Die AfD muss sich fragen lassen, ob sie das mitträgt." 

Alice Weidel zwitschert Empörung 

Dagegen erklärte AfD-Fraktionschefin Ebner-Steiner, "die abfällig formulierte feindselige Redepassage" sei absolut unangebracht gewesen. Außerdem lasse sich die AfD nicht als Partei bezeichnen, die nicht auf dem Boden der Verfassung stehe. Die Fraktionschefin der AfD im Bundestag, Alice Weidel, grifft die 86-Jährige auf Twitter massiv an: Knobloch habe sich "entblödet" und die Gedenkveranstaltung für Parteipolitik missbraucht.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die AfD kürzlich zum Prüffall erklärt, den rechtsnationalen "Flügel" und die Partei-Nachwuchsorganisation "Junge Alternative" stufen die Verfassungsschützer als Verdachtsfall ein.

sti/ml (afp, dpa, epd, kna)