Knapper Sieg bei Präsidentenwahl
9. März 2022Nach Auszählung von 98 Prozent der abgegebenen Stimmen stand fest: Yoon Suk Yeol erhielt 48,6 Prozent, sein größter Rivale Lee Jae Myung von der regierenden Demokratischen Partei endete bei 47,8 Prozent. Dieser gestand am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) seine Niederlage ein und gratulierte Yoon.
Yoon, früherer Generalstaatsanwalt des Landes, trat für die oppositionelle Partei Macht des Volkes (PPP) an. In der Nationalversammlung in Seoul beschrieb der 61-Jährige seinen Triumph als "Sieg des Volkes". Oberste Priorität werde die "nationale Eintracht" haben.
Yoon wird im Mai die Nachfolge von Präsident Moon Jae In antreten, der nicht noch einmal kandidieren konnte, weil ein Präsident in Südkorea jeweils nur für eine einmalige fünfjährige Amtszeit gewählt wird. Moon war beim Volk beliebt, obwohl er sein Versprechen eines Friedensvertrags mit dem kommunistischen Nordkorea nicht einlösen konnte.
Machtwechsel in Südkorea
Für die viertgrößte Volkswirtschaft Asiens hat die Präsidentenwahl eine enorme Bedeutung. Im Präsidialsystem des Landes laufen fast alle wichtigen Entscheidungen über das Staatsoberhaupt. Deshalb galt die Wahl auch als eine Bewertung der jetzigen Regierung.
Vor allem Skandale um ehemalige Regierungsvertreter und die galoppierenden Immobilienpreise hatten der Regierung um Moon stark zugesetzt. Davon profitierte die PPP, die bei der Wahl vor fünf Jahren noch eine deutliche Niederlage erlebt hatte.
Herausforderungen Corona, Nordkorea, Japan
Neben dem wirtschaftspolitischen Kurs in den nächsten fünf Jahren ging es bei der Wahl auch um den Umgang mit der kommunistischen Führung in Nordkorea, die Zusammenarbeit mit dem Bündnispartner USA und das schwierige Verhältnis zu Japan. Auch im Handelskrieg zwischen den USA und China sieht sich Südkorea in einer schwierigen Lage. Von Yoon, der der Regierung Versagen im Umgang mit Nordkorea vorwarf, wird eine härtere Gangart gegen Pjöngjang erwartet.
Die Wahlbeteiligung lag nach vorläufigen Angaben der Nationalen Wahlkommission bei 77,1 Prozent und damit nur leicht unter der Beteiligung bei der Präsidentenwahl 2017. Für die Wahl waren knapp 44,2 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.
mak/rb (dpa, afp, rtr)