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Klingt gut

10. März 2003

Die Musikmesse Frankfurt hat es wieder gezeigt: Aus aller Welt kommen Anfragen nach hochwertigen Instrumenten aus Deutschland. Dennoch wird die Branche in Deutschland gerne unterschätzt. Liegt es an der Betriebsgröße?

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"Made in Germany" ist gefragt - ein ums andere MalBild: AP

Der Fagott-Spezialist Heckel – eine Wiesbadener Traditionsfirma - kann seit mehr als 170 Jahren in seiner Nische gut leben. Mit 27 Mitarbeitern wird pro Woche ein Instrument hergestellt. Aus einem Stück Holz wird das Fagott handgefertigt und auf die individuellen Bedürfnisse des künftigen Besitzers zugeschnitten: von der Holzart bis zur Intonation. "Wenn der Spieler eine Fehlstellung der Finger hat, können wir auch die Klappen entsprechend versetzen", erklärt Geschäftsführer und Mitinhaber Ralf Reiter.

Eine solche Handarbeit hat ihren Preis: 25.000 Euro muss der zukünftige Besitzer dafür hinblättern. "Das Instrument ist ein Wertgegenstand, der ein Leben lang hält und auch weiterverkauft werden kann", sagt Reiter. Seine Kunden sind Orchestermusiker aus aller Welt. "Im vergangenen Jahr hatten wir vor allem Spanier, davor waren es mal Amerikaner, mal Deutsche - je nach Konjunktur in den entsprechenden Ländern." Fagott-Spieler warten bis zu vier Jahre auf ein Instrument aus der Wiesbadener Firma.

Die Branche trotzt der Flaute

Dank der Exporte stimmen die Instrumentenbauer trotz anhaltender Wirtschaftsflaute verhalten muntere Töne an. Nach Auskunft des Bundesverbandes Deutscher Musikinstrumenten-Hersteller haben die Betriebe im vergangenen Jahr ihre Umsätze bei insgesamt 800Millionen Euro zumindest gehalten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es in Deutschland 70 mittelständische Instrumentenbauer mit rund 4860 Beschäftigten. Sie erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 402 Millionen Euro, davon 245 Millionen im Ausland. Etwa auf die gleiche Summe kommen die rund 1200 Handwerksbetriebe mit weniger als 20 Mitarbeitern der Branche. Die Unternehmen sind vor allem in Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg ansässig.

Clevere Vermarktung ist Pflicht

Mit 460 Mitarbeitern gehört der Blasinstrumente-Hersteller "Schreiber und Söhne" aus dem hessischen Nauheim zu den Großen der Branche. An drei Standorten in Hessen, Bayern und Sachsen stellt das Unternehmen jedes Jahr 50.000 Klarinetten her, zum Stückpreis zwischen 900 und4000 Euro. Hinzu kommen Saxofone, Oboen und Fagotte. Zwei Drittel der Produktion gehen ins Ausland. Für eine bessere Vermarktung hat sich das Unternehmen mit acht anderen Marken aus dem In- und Ausland zu "The music group" zusammengeschlossen, die insgesamt 1400 Mitarbeiter beschäftigt.

"Damit können wir günstiger produzieren und vor allem den Vertriebbesser organisieren", erklärt Geschäftsführer Andreas Gafke. In Japan und den USA hat die Firma ein eigenes Vertriebsnetz aufgebaut, "weil die US-Amerikaner 45 Prozent aller weltweit produzierten Instrumente kaufen." Den heimischen Markt will Gafke mit verstärktem Marketing anregen. "Früher haben wir nur mit dem Fachhandel Kontakt gehalten. Heute müssen wir an den Endverbraucher heran." Das Unternehmen unterstützt unter anderem die Akademie für Musikpädagogik, die mit Schulprojekten den Nachwuchs fördert. Die in anderen Branchen verbreiteten Konzentrationstendenzen spüre die Musikbranche nicht so sehr, sagt der Geschäftsführer: "Die Markentreue der Kunden ist sehr stark, und gute Marken werden sich halten." (arn)