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Politik

Kirgistans Ex-Präsident festgenommen

8. August 2019

In Kirgistan lassen die Behörden nichts unversucht, den früheren Staatschef zu belangen. Erneut rückte die Polizei gegen Almasbek Atambajew vor. Der setzte sich zur Wehr. Doch jetzt ist die Festnahme vollzogen.

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Kirgistan- Verhaftung des Ex-Präsident Almazbek Atambayevs
Militär vor dem Anwesen des Ex-StaatschefsBild: picture-alliance/AP/AKIpress

Die Polizei in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik Kirgistan hat erneut versucht, das Haus des früheren Präsidenten Almasbek Atambajew zu stürmen. Die Beamten setzten dabei auch Blendgranaten ein, wie kirgisische Medien meldeten. Zunächst war unklar, ob sie in das Gebäude eindringen konnten und was aus Atambajew wurde. Augenzeugen berichteten Medienberichten zufolge, dass Sicherheitskräfte mit Spezialausrüstung in das Dorf Koj-Tasch nahe der Hauptstadt Bischkek angerückt seien. Die Nachrichtenagenturen Associated Press und Interfax meldeten schließlich, der Gesuchte sei festgenommen worden.

Strom abgeschaltet

Bereits am Vortag hatten Polizisten den Politiker dingfest machen wollen. Mit großem Aufwand: Es gab weder Telefon- noch Internetverbindungen, Berichten zufolge wurde in Koi-Tasch auch der Strom abgeschaltet.

Seine Anhänger setzten sich zur Wehr und drängten die Beamten zurück. Bei den Auseinandersetzungen wurden nach offiziellen Angaben mehr als 50 Menschen verletzt. Die russische Agentur Interfax berichtete unter Berufung auf das Gesundheitsministerium sogar von fast 80 Verletzten. Ein Sicherheitsmann sei getötet worden, ein zweiter liege schwer verletzt im Krankenhaus. 

Kirgisistan Sooronbai Dscheenbekow und Almasbek Atambajew
Damals noch einträchtig: Der neue Präsident Scheenbekow klatscht im November 2017 Beifall, Vorgänger Atambajew fühlt sich geehrtBild: Reuters/V. Oseledko

Er bestreitet

Der ehemalige Staatschef sieht sich unter anderem Korruptionsvorwürfen ausgesetzt, die er bestreitet. Die Sicherheitskräfte wollten ihn zu einem Verhör zu den Anschuldigungen zwingen. Die Staatsanwaltschaft wirft Atambajew unter anderem den illegalen Kauf von Grundstücken vor. Ende Juni hatte das Parlament seine Immunität aufgehoben, um den Weg für einen Korruptionsprozess frei zu machen. Atambajew durfte 2017 nach sechs Jahren Amtszeit nicht erneut zu den Präsidentschaftswahlen antreten. Seinen Nachfolger Sooronbai Scheenbekow hatte er zunächst unterstützt, doch dann nahmen die Spannungen zwischen den beiden Politikern zu.

Konkurrierende Clans

Grund dafür ist nach Einschätzung des russischen Zentralasien-Experten Arkadij Dubnow die Gegnerschaft der Clans in dem Land. "Hinter allen persönlichen Antipathien steckt auf die eine oder andere Weise die Gegnerschaft zwischen dem nördlichen und dem südlichen Clan", sagte Dubnow der Deutschen Welle. Atambajew gilt als Vertreter des nördlichen und Scheenbekow des südlichen Clans.

Zugleich warnte Dubnow im DW-Interwiew vor der Außenwirkung des Konflikts: "Auf dem Spiel steht das ganze Land. In der Nachbarschaft, vor allem in Kasachstan, betrachtet man Kirgisistan als Quelle von Instabilität und Destabilisierung und das wird aufs Neue bestätigt."

ml/uh (dpa, afp, AP, rtr, DW)