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Kirgisen Usbekistans bitten Parlament Kirgisistans um Unterstützung

5. August 2002

– Botschafter Kirgisistans in Taschkent: Kirgisen haben allen Grund zu emigrieren

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Köln, 2.8.2002, DW-radio / Russisch

Vertreter der kirgisischen Diaspora in Usbekistan haben sich mit einem offenen Brief an die Vorsitzenden beider Parlamentskammern Kirgisistans, Abduganda Erkebajew und Altaj Burubajew, gewandt. In dem Brief wird dazu aufgerufen, den Wunsch der ethnischen Kirgisen, in ihre historische Heimat zurückzukehren, zu unterstützen. Es berichtet Jurij Tschernogajew:

In einem Interview für die "Deutsche Welle" bewertete der amtierende Botschafter der Kirgisischen Republik in Usbekistan, Melis Sydykow, die Erklärung wie folgt:

"Derzeit sind in Usbekistan von den 700 000 ethnischen Kirgisen, die hier zu Zeiten der Sowjetunion gelebt hatten, noch etwa 280 000 verblieben. Viele haben auch einfach in ihren Pässen die Nationalität in ‚usbekisch‘ ädern lassen, was unter den neuen Bedingungen bequemer ist."

Melis Sydykow ist der Meinung, dass die in Usbekistan noch lebenden Kirgisen allen Grund haben zu emigrieren. Beispielsweise sei in Kirgisistan heute der Verkauf von Land möglich und der Staat führe ein Programm zur Besiedelung des Tschuj-Tals durch, wo der Boden gut und die Bevölkerungsdichte gering sei. Außerdem würden in Usbekistan kirgisische Schulen geschlossen. Früher habe es sie in jeder Siedlung gegeben und jetzt existierten im ganzen Lande nur noch 50. Es gebe auch keine Hochschule, in der in kirgisischer Sprache unterrichtet werde. Melis Sydykow zufolge gibt es hingegen in Kirgisistan drei Hochschulen, darunter die Kirgisisch-Usbekische Universität, in denen Usbekisch Unterrichtssprache ist. Melis Sydykow meint ferner, wenn Usbekistan in zwei Jahren endgültig zur lateinischen Schrift übergegangen sein wird, werden die Kirgisen in Usbekistan keine eigenen kirgisischen Bücher, die in kyrillischer Schrift gedruckt werden, mehr lesen können. Deswegen, so Melis Sydykow, verlangten die Autoren des Briefs vom Parlament ihrer ethnischen Heimat, zu helfen, ihre nationale Identität zu bewahren.

Meinungsumfragen zufolge möchte jedoch lediglich jeder zehnte Kirgise in Usbekistan in seine historische Heimat zurückkehren. Nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats leben in Usbekistan heute Vertreter von 120 Nationalitäten. (MO)